Zum Abschluss noch ein paar Tipps und Anregungen.
Allgemein
A/B Vergleich
Überprüfe jede Klangbearbeitung durch einen anschließenden A/B Vergleich auf ihre positive Auswirkung. Um diese korrekt zu beurteilen, muss die Lautheitsdifferenz der beiden Versionen ausgeglichen werden.
Visuelle Unterstützung
Nach dem Motto „je schöner die Grafik desto besser der Klang“ erliegt man bei der Bildschirmarbeit leicht den visuellen Reizen und vergisst auf was es wirklich ankommt: das Hören. Versuche alle Anzeigen wie Analyzer außerhalb deines normalen Blickfelds aufzustellen, so dass du dich ihnen bewusst zuwenden musst.
Um auch minimale Klangkorrekturen zu beurteilen hilf es die Augen zu schließen oder einfach den Bildschirm auszuschalten. Ohne Ablenkung hören wir deutlich mehr als mit blinkenden Lichtern.
Summenplugins im Mixdown
Als Meister der Summenbearbeitung sprechen Mastering Techniker ihren Mixkollegen gerne die Kompetenz ab und verbieten den Einsatz jeglicher Effekte auf der Stereospur. Was bei unerfahrenen Technikern durchaus eine Überkompression und andere nicht korrigierbare Effekte vermeidet, muss jedoch nicht zwangsläufig sein. Gehört ein Summenplugin zur kreativen Klanggestaltung darf es dort auch bleiben.
Headroom im Mixdown
Viele ältere Bücher und Webseiten empfehlen für den Mixdown einen maximalen Ausgangspegel zwischen -3 und -0.3 dBFS und lässt so dem Mastering Studio genügend Luft für Klangkorrekturen. Diese Werte gelten allerdings nur für einen analogen Export auf Tonband oder in ein 24 Bit Dateiformat. Jenseits der 32 Bit ist Clipping nahezu unmöglich und einzelne Pegelspitzen können ohne Qualitätsverlust über 0 dBFS gelangen. Die finale Pegelbegrenzung und ein nötiger Headroom erstellt der Mastering Engineer selbst im Studio.
EQ
Lineare oder herkömmliche Equalizer?
Ob herkömmliche oder linearphasiger EQ, wichtiger als die Funktionsweise ist die korrekte Anwendung. Tatsächlich gibt es nur sehr wenige Situationen in denen ein linearer EQ seine Vorteile hörbar ausspielt.
EQ vor oder nach dem Kompressor?
Üblicherweise bearbeiten wir erst den Klang bevor es mit der Dynamik weiter geht. Je nach Situation kann diese Reihenfolge natürlich auch getauscht werden, beziehungsweise da ein Kompressor unter Umständen den Klang verändert, ein nachgeschalteter, zusätzlicher EQ sinnvoll sein. EQ → KOMP → EQ
Kompressor
Startsetting
Beginne die Summenkompression mit eher gemütlichen Geräten wie optischen Kompressoren bei sehr geringer Ratio. Diese liegt oft deutlich unterhalb von 2:1 und bewirkt mit langer Attack und Release (50ms und mehr) sehr geringe Pegelreduktionen von maximal 3 dB.
Kompressor Chaining
Kompression beim Mastering muss sich nicht auf eine einzelne Instanz beschränken, natürlich können wir beliebig viele Geräte in das Signal legen. Am einfachsten wird das Handling wenn sie direkt in Reihe geschaltet sind und zunehmend stärker werden. So verdichtet Kompressor Eins die Wellenform nahezu unhörbar sanft, während Kompressor Zwei mit etwas schnellerer Attack bei gesteigerter Radio die Transienten in Angriff nimmt.
Wenn es laut werden muss …
Ein einzelner Limiter oder Maximizer mit starker Gain Reduction führt schnell und einfach zu hoher Lautheit, birgt jedoch auch das Risiko wahrnehmbarer Verzerrungen. Um diese zu vermeiden hat sich die Kombination mehrere Geräte mit jeweils geringer Pegelreduktion bewährt. So kannst du beispielsweise mit einem Soft-Clipper beginnen, dann einen Limiter benutzten und abschließend mit dem Maximizer den Ausgangspegel über das Ceiling absolut begrenzen. Aus 2+2+2 dB wird in Summe ebenfalls ein hoher Wert, jedoch deutlich sanfter.
Business
Mastering auf eine Musikrichtung spezialisieren?
Entgegen den Kollegen aus dem Recording und Mix Bereich spezialisiert sich ein Mastering Engineer nur selten auf eine Musikrichtung. Seine Fähigkeit die Summe zu optimieren ist universeller Natur und nach kurzem einhören auf jedes Genre übertragbar. Dennoch ist es für Kunden sinnvoll einen Dienstleister zu wählen, der für bestimmte Produktionen oder Arbeitstechniken bekannt ist.