Lautheitsmanagement

Bevor wir uns an die ersten Bearbeitungen wagen, müssen wir uns mit einem ungewollten Nebeneffekt von Equalizern und anderen Tools beschäftigen: der Lautheitsänderung.

Bereits wenige Zehntel dB Unterschied reichen aus, um etwas gefühlt besser oder schlechter erklingen zu lassen, obwohl sich in Wahrheit nichts verändert – außer eben der Lautheit. Verbiegen wir Frequenzen oder verdichten unsere Wellenform, entstehen Klangveränderungen, die uns über das tatsächliche Ergebnis hinweg täuschen. Objektive Beurteilungen sind erst möglich, wenn wir die Lautheit nach jedem Arbeitsschritt ermitteln, auf den ursprünglichen Wert korrigieren und dann die Bearbeitung im Wechsel vergleichen.

Mastering Ungewollte Ein EQ sollte eigentlich nur die Frequenzen im Pegel verändern, beeinflusst damit aber auch die Lautheit
Ein EQ sollte eigentlich „den Klang verändern“, beeinflusst damit aber auch stets die Lautheit
Mastering Pegelunterschiede Lautheit
Unbearbeiteter Input – 17 LUFS, bearbeiteter Output – 11 LUFS. Klar klingt es anders.

Umsetzung per Leveler

Die Lösung unseres Problems erreichen wir bereits mit Hausmitteln oder mit geeigneter Freeware, ein einfaches LU-Meter und ein simples Gain Plugin genügen.

Unterschied ermitteln

Zuerst bestimmen wir die Lautheit des noch unbearbeiteten Mixdowns und platzieren dazu ein LU-Meter an die erste Stelle der Bearbeitungskette. Der hier gemessene Wert dient als Referenz für den späteren Abgleich. Nun folgt die erste Bearbeitung durch einen beliebigen Effekt, sowie direkt danach ein zweites LU-Meter. Durch den Vergleich mit der Referenz erhalten wir das Maß der veränderten Lautheit.

Mastering Lautheitsmanagement Loudness Match 1
Der Mixdown besitzt -10 LU, unser Effekt erhöht die Lautheit um 3 LU auf -7 LU.

Lautheit ausgleichen

Als Ausgleich für eine erhöhte oder verminderte Lautheit nutzen wir das Gain Tool alias „Leveler“, zum Beispiel von BlueCat, Sonalksis oder Dotec. Im Signalfluss liegt es vor dem zweiten LU-Meter, beziehungsweise direkt nach dem Effekt. Korrekt eingestellt, sollten danach beide Meter den selben Wert anzeigen.

Mastering Lautheitsmanagement Loudness Match 2
Der Gain gleicht die Lautheit nach Augenmaß aus

Kontrollhören

Ob unsere Bearbeitung tatsächlich förderlich war, erfahren wir sobald wir die gesamte Signalkette auf Bypass stellen und im Vergleich hören. Für einen Wechsel ohne Verzögerungen nutzen wir den Master-Bypass, der alle Plugins zu selben Zeit deaktiviert.

Mastering Wechselhören Lautheit
Mit aktiviertem Bypass wird bei selber Lautheit gegengehört

Weitere Bearbeitungen

War alles zu unserer Zufriedenheit, das Ergebnis bei selber Lautheit besser, wird der Master-Bypass deaktiviert und wir können mit der nächsten Bearbeitung fortfahren:

  • Einen neuen Effekt vor das Gain Tool legen,
  • nach belieben bearbeiten,
  • die Lautheit messen und nachfolgend mit dem Gain Tool erneut ausgleichen.
  • Kontrollhören
Mastering Lautheitsmanagement Loudness Match 3
Wir korrigieren stets die Summe aller Bearbeitungen

Fertig

Am Ende aller Arbeiten und einer letzten Kontrolle fliegt der Leveler für immer aus der Signalkette. Der Song ist nun lauter und besser.

Mastering Lautheitsmanagement Loudness Match 4
Nur nach erfolgter Kontrolle darf es am Ende lauter sein.

Intelligenter Bypass

Deutlich komfortabler, wenn auch selten ganz genau, sind „intelligente“ Bypass Knöpfe wie sie unter anderem in WaveLab als Smart Bypass oder Ozone als zuschaltbares „Gain Match“ verfügbar sind. Aktiviert, wird die (un)bearbeitete Version automatisch auf den neuen Pegel angepasst und ermöglicht so schnelle und einfache A/B-Vergleiche.

Mastering Intelligenter Bypass
Ozone mit Gain Match

Realtime AB Level Matching

Möchten wir die Lautheit in Echtzeit und damit live während unserer Bearbeitung ausgleichen, ist das AB-LM von TBProAudio Plugin eine nahezu perfekte Lösung.

Wie das LU-Meter sitzt die erste Instanz dieses Tools am Anfang, eine weitere Instanz am Ende der Signalkette. Alle dazwischen stattfindenden Bearbeitungen werden erfasst und die Lautheit konstant angepasst. Latenzen der verwendeten Plugins werden dabei genau so berücksichtige wie gehörangepasste Lautheitsmessungen.

Ein kurzes Video zur Anwendung findest du hier.

Tbpro Ablm Plugin
Das Plugin
Tbpro Ablm Beschreibung
Die Anwendung

Plugin Auto Gain

Zu guter Letzt besitzen auch manche FX-Plugins versteckte Auto-Gain Funktionen.

Fabfilter Limiter mit Auto Gain – funktioniert bis zu einem gewissen Punkt

Fazit

Ob „Leveler“, Auto Gain oder direkte Anpassung des Pegels in den Plugins, jeder einzelne Arbeitsschritt sollte nachträglich mit angepasster Lautheit überprüft werden. Ist der bearbeitete Sound nicht eindeutig besser, ging der Versuch nach hinten los.