Bevor wir uns an die ersten Bearbeitungen wagen, müssen wir uns mit einem ungewollten Nebeneffekt von Equalizern und anderen Tools beschäftigen: der Lautheitsänderung.
Bereits wenige Zehntel dB Unterschied reichen aus, um etwas gefühlt besser oder schlechter erklingen zu lassen, obwohl sich in Wahrheit nichts verändert – außer eben der Lautheit. Verbiegen wir Frequenzen oder verdichten unsere Wellenform, entstehen Klangveränderungen, die uns über das tatsächliche Ergebnis hinweg täuschen. Objektive Beurteilungen sind erst möglich, wenn wir die Lautheit nach jedem Arbeitsschritt ermitteln, auf den ursprünglichen Wert korrigieren und dann die Bearbeitung im Wechsel vergleichen.
Umsetzung per Leveler
Die Lösung unseres Problems erreichen wir bereits mit Hausmitteln oder mit geeigneter Freeware, ein einfaches LU-Meter und ein simples Gain Plugin genügen.
Unterschied ermitteln
Zuerst bestimmen wir die Lautheit des noch unbearbeiteten Mixdowns und platzieren dazu ein LU-Meter an die erste Stelle der Bearbeitungskette. Der hier gemessene Wert dient als Referenz für den späteren Abgleich. Nun folgt die erste Bearbeitung durch einen beliebigen Effekt, sowie direkt danach ein zweites LU-Meter. Durch den Vergleich mit der Referenz erhalten wir das Maß der veränderten Lautheit.
Lautheit ausgleichen
Als Ausgleich für eine erhöhte oder verminderte Lautheit nutzen wir das Gain Tool alias „Leveler“, zum Beispiel von BlueCat, Sonalksis oder Dotec. Im Signalfluss liegt es vor dem zweiten LU-Meter, beziehungsweise direkt nach dem Effekt. Korrekt eingestellt, sollten danach beide Meter den selben Wert anzeigen.
Kontrollhören
Ob unsere Bearbeitung tatsächlich förderlich war, erfahren wir sobald wir die gesamte Signalkette auf Bypass stellen und im Vergleich hören. Für einen Wechsel ohne Verzögerungen nutzen wir den Master-Bypass, der alle Plugins zu selben Zeit deaktiviert.
Weitere Bearbeitungen
War alles zu unserer Zufriedenheit, das Ergebnis bei selber Lautheit besser, wird der Master-Bypass deaktiviert und wir können mit der nächsten Bearbeitung fortfahren:
- Einen neuen Effekt vor das Gain Tool legen,
- nach belieben bearbeiten,
- die Lautheit messen und nachfolgend mit dem Gain Tool erneut ausgleichen.
- Kontrollhören
Fertig
Am Ende aller Arbeiten und einer letzten Kontrolle fliegt der Leveler für immer aus der Signalkette. Der Song ist nun lauter und besser.
Intelligenter Bypass
Deutlich komfortabler, wenn auch selten ganz genau, sind „intelligente“ Bypass Knöpfe wie sie unter anderem in WaveLab als Smart Bypass oder Ozone als zuschaltbares „Gain Match“ verfügbar sind. Aktiviert, wird die (un)bearbeitete Version automatisch auf den neuen Pegel angepasst und ermöglicht so schnelle und einfache A/B-Vergleiche.
Realtime AB Level Matching
Möchten wir die Lautheit in Echtzeit und damit live während unserer Bearbeitung ausgleichen, ist das AB-LM von TBProAudio Plugin eine nahezu perfekte Lösung.
Wie das LU-Meter sitzt die erste Instanz dieses Tools am Anfang, eine weitere Instanz am Ende der Signalkette. Alle dazwischen stattfindenden Bearbeitungen werden erfasst und die Lautheit konstant angepasst. Latenzen der verwendeten Plugins werden dabei genau so berücksichtige wie gehörangepasste Lautheitsmessungen.
Ein kurzes Video zur Anwendung findest du hier.
Plugin Auto Gain
Zu guter Letzt besitzen auch manche FX-Plugins versteckte Auto-Gain Funktionen.
Fazit
Ob „Leveler“, Auto Gain oder direkte Anpassung des Pegels in den Plugins, jeder einzelne Arbeitsschritt sollte nachträglich mit angepasster Lautheit überprüft werden. Ist der bearbeitete Sound nicht eindeutig besser, ging der Versuch nach hinten los.