Die Lautsprecher

Warum stellen sich manche Menschen Lautsprecher im Wert eines Mittelklasseautos in ihr Studio? A) Weil sie es können und B) weil die Box ein elementares Arbeitsmittel darstellt.

Abhörmonitore ergeben für den Mastering Engineer, zusammen mit seinem Regieraum, einen Bund fürs Leben. Wer „fremdgeht“ muss sich langwierig in das neue Setup einhören, bevor er die Mischung wirklich beurteilen kann. Aus diesem Grund gibt es angeblich Techniker, die ausschließlich in ihrem Studio Musik hören.

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B&W Nautilus Boxen im Mastering Studio. Bild: Masterplus

Eigenschaften einer idealen Box

Eine ideale Box klingt „klinisch neutral“ ist „unerbittlich“ und „verschönt“ nichts. Während viele HiFi-Würfel durch entsprechende Eingriffe das Klangbild färben und „weichzeichnen“ – oder positiv betrachtet eben ein möglichst angenehmes Klangerlebnis bieten – zeigen Studio Monitore die harte Realität. Getreu dem Motto „Shit in – Shit out“ klingt nur gut, was bereits gut gemischt und aufgenommen wurde. Diese Neutralität und Sachlichkeit ist bei Weitem kein schönes Hörerlebnis, hilft jedoch, die Schwächen im Mix aufzudecken.

Der zweite Aspekt liegt auf „hochauflösend“ und „detailgetreu“. Wie ein Mikroskop entdecken wir Dinge, die sonst verborgen bleiben. Dies reicht von kleinen Fehlern wie Brumm- und Klickgeräuschen, über die exakte Abbildung der Stereolokalisation und die Einschätzung der Räumlichkeit.

In technischen Worten sollte der Lautsprecher einen linearen Frequenzgang über das komplette Spektrum (± 1 dB von 20Hz – 20kHz) besitzen, phasenlinear arbeiten (verbessert die Stereolokalisation und Tiefenstaffelung), ein sehr schnelles Ansprechverhalten aufweisen und genügend Schalldruck ohne Verzerrungen und Rauschen erzeugen.

Boxenphilosophie

Interessanterweise weichen die in der Praxis genutzten Boxen gern vom theoretischen Ideal ab. In den Inventarlisten der Studios erscheinen auch HiFi-Lautsprecher, beziehungsweise Boxen die sich sonst nur äußerst audiophile Menschen in ihr Wohnzimmer – pardon Hörzimmer – stellen. Da Mastering den Übergang von Studio zu Konsument abbildet, kann dies durchaus eine geeignete Lösung sein.

Ansonsten gibt es keine absolute Antwort auf die Frage zur richtigen Box, nur viele unterschiedliche Philosophien. Ob aktiv oder passiv betrieben, digital oder analog angefahren und als Fullrangebox oder Satellit mit Subwoofer ausgeführt, wir finden in profesionellen Studios einfach alles. Techniker wie Christoph Stickel bauen sogar ihre eigenen Systeme.

Eine kleine Auswahl möglicher und angesagter Hardware ist beispielsweise:

Was kaufen?

Da es weder einen Ehrenkodex noch Standards gibt, kommt alles infrage, was zu einem guten Ergebnis führt und von den oben genannten Idealen nicht allzu sehr abweicht. Erreichst du mit deinen bisherigen Boxen schon sehr gute Mischungen, sind sie ebenfalls für das Mastering geeignet.

Sollen es unbedingt neue Boxen sein, beginnt der Spaß ab einer Preisklasse von etwa 500 Euro das Stück. Eine KRK VXT8 oder ADAM A7X beschallt spielend kleinere Regieräume und erfüllt in Kombination mit einem Subwoofer nahezu alles, was man sich von einer guten Abhöre wünscht.

Wer mehr Geld investieren kann, darf sich gern größere und leistungsfähigere Modelle gönnen. Diese haben allerdings nicht nur Vorteile: Verlassen wir das Produktsegment der Nahfeld-Lautsprecher, steigt die Notwendigkeit den Raum akustisch zu optimieren.

Wie viel darf’s denn sein?

Genau wie bei der Art der Box teilen sich die Meinungen über die Anzahl der benötigten Lautsprecher. In manchen Studios steht nur ein fettes Pärchen, in anderen vier verschiedene. Aber was ist richtig und notwendig?

Gerade am Anfang sind alternative Boxen eine hilfreiche Kontrollinstanz, um den finalen Sound zu verifizieren und geben Gewissheit, dass der Klang der Hauptabhöre ebenfalls auf „schlechten“ Konsumerboxen funktioniert. Die „Hilfsboxen“ sollten dabei nur zur Endkontrolle und nicht im ständigen Wechsel verwendet werden.

Aus rein technischer Sicht ist solch ein Aufwand natürlich unnötig. Ist die Referenz einmal perfekt eingemessen, bildet der gefundene Klang das optimale Mittelmaß, um auf den meisten Systemen dieser Welt einen positiven, wenn nicht gar überragenden Höreindruck zu hinterlassen. Dass der Sound auf Küchenradios, 5 Euro Kopfhörern oder günstigen HiFi-Anlagen dennoch erbärmlich klingt, liegt leider in der Natur der Sache.