Ziele der Klanggestaltung

Der wichtigste Teil des kreativen Masterings besteht weder aus einer Steigerung der Lautheit, noch aus gravierenden Klangveränderungen. Als Techniker erfassen wir zunächst die „Schönheit“ der Musik, analysieren ihre Stärken und Schwerpunkte und betonen diese durch unsere Arbeit. Dabei setzen wir das Gehörte in Kontext mit unserer Erfahrung und übersetzen die oft blumigen Wünsche der Kunden nach „mehr Größe, Druck oder Transparenz“ in technische Bearbeitungen. Durch uns erhalten Alben Spannung, sind „durchhörbar“ und klingen auf allen Anlagen dieser Welt gut.

Soviel zum künstlerischen Grundgedanken und nun zur Realität, in der Mastering für kommerzielle Produkte meist nur eine Kompromisslösung darstellt.

Ziel 1: Lautstärke & Lautheit

Lautheit zu erhöhen, ist eine einfache Übung. In Zeiten von Loudness-Maximizern und hocheffizienten Limitern reichen wenige Handgriffe, um jeden Song noch etwas lauter zu bekommen. Obwohl wir dabei oft die Klangqualität reduzieren, lassen sich Kunden nur selten von diesem Schritt abbringen. Die Schmach, leiser als die Konkurrenz zu sein, verführt selbst audiophile Künstler zu starkem Maximizing. Ob wir wollen oder nicht:

Ein Master sollte dieselbe Lautheit wie vergleichbare kommerzielle Produktionen besitzen

Ziel 2: Gleich gut wie der Rest

Auch klanglich wäre es schade, wenn unsere Produktion gegen die Konkurrenz abstinkt. Um zu erkennen „was andere haben, das du nicht hast“, hilft anfangs ein Vergleichshören mit kommerziellen Referenzen bei selber Lautheit. Dies trainiert unser Gehör und mit der Zeit können wir innerhalb weniger Sekunden beurteilen, an welchen Punkten ein Song schwächelt. Leider wirst du bei diesem Prozess eine grausame Wahrheit entdecken, die diese Tätigkeit aber gerade so spannend macht:

Es gibt keine Patentrezepte oder Listen zum Abarbeiten. Soundanpassung und Fehlerkorrektur sind bei jedem Song individuell.

Ziel 3: Für alle Lautsprecher

Ob Küchenradio oder Disco PA, ein gelungenes Master klingt auf allen Wiedergabesystemen dieser Welt gut – naja zumindest einigermaßen brauchbar. In der Praxis ist der Unterschied von iPhone Kopfhörern zur High Fidelity Heimanlage zu groß, um mit einer Mischung allen Hörern Freude zu bereiten und manchen Brüllwürfeln wird man nie einen guten Klang entlocken können.

Wichtig ist viel mehr, dass die essenziellen Elemente wie Gesang und Bassbereiche überall erkennbar sind und der Song auf hochwertigen Anlagen beeindruckt. Ist dies der Fall, wird er auf anderen Systemen immerhin noch brauchbar klingen.

Gesang, Leadinstrumente, Bass und Kick müssen auch auf „Brüllwürfeln“ hörbar sein

Ziel 4: Fehlerkorrektur

Hat’s der Mix Engineer verbockt, ist Mastering der (letzte) Zeitpunkt, um alle technischen wie auch künstlerischen Fehler zu beseitigen. Dazu gehören Störgeräusche, Überbetonungen, spontane Pegelsprünge, ungleiche Stereoverteilung und all die Kleinigkeiten, die negativ aus dem Klangbild heraus stechen.

Plus 3 dB wäre schon ein sehr drastischer Eingriff

Mischa Janisch von SUNSHINEMASTERING

Manchmal ist Mastering leider ein Remix

Ziel 5: Sweetening

Neben der notwendigen Fehlerkorrektur existiert das „Sweetening“ als zusätzliche Disziplin des Marketing. Nach dem Motto: je teurer und ausgefallener die Hard- und Software, desto edler das Endprodukt, blasen wir alle Titel durch Bandmaschinen, Röhrenkompressoren, High End EQs und andere Gerätschaften zu ungeahnten Wohlklängen auf.

Obwohl meistens unnötig und klanglich kaum von der DAW zu unterscheiden, nötigen uns der Konkurrenzdruck und die Wünsche der Kunden zu diesem Schritt. Wenn er sieht, wie ein Signal durch tolle Hardware läuft, „hört“ er es und zahlt bereitwilliger unsere hohen Stundensätze.

Für zufriedene Kunden machen wir oft mehr als eigentlich nötig und sinnvoll ist

Zusammenfassung

Egal was und wie du es machst, klingt der Song nach dem Mastering besser, hast du deine Aufgabe perfekt erfüllt.

  1. Suche die essenziellen wichtigen Dinge des Songs und bringe sie nach vorne.
  2. Entferne alle Störfaktoren ohne den Klang negativ zu beeinflussen.
  3. Sorge, falls möglich, für ein ausgewogenes Klangbild das auf allen Anlagen funktioniert.
  4. Mach den Song nur so laut wie es unbedingt sein muss.
  5. Erzähl dem Kunden wie viel Aufwand und tolle Technik es gekostet hat, damit der Song genau so wie jetzt erklingt.

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