Erscheint ein Song langweilig oder zu dünn, ist noch nicht alle Hoffnung verloren. Verschiedene Lösungsansätze erlauben sogar reine Monoproduktionen in der Breite aufzupolieren. Zu den üblichen Techniken gehören:
- M/S Pegelanpassungen
- Kompression des Seitensignals
- Bearbeitung des Seitensignals mit einem Equalizer
- Der Einsatz von Delays
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Die eigentlichen Stereoinformationen, als Unterschiede zwischen den beiden Kanälen Links und Rechts, sind in der herkömmlichen Form nur schwer bis gar nicht greifbar. Erst in M/S erlangen wir die Kontrolle über die „langweilige“ Mono-Mitte und die „interessante“ Stereo-Seite. Auf dieser Ebene genügt eine geringe Pegelanpassung im Seitenkanal um den Song zu verbreitern, oder gegenteilig in der Breite einzuschränken.
Um uns die Arbeit einer manuellen M/S-Matrix zu ersparen, greifen wir auf Tools wie das kostenlose MSED von Voxengo zurück. Dieses erlaubt im Inline Mode die getrennte Bearbeitung beider Kanäle. Andere Plugins wie Brainworx bx_solo und das Flux Stereotool besitzen hingegen nur einen Regler und stellen das Verhältnis von M und S automatisch ein.
Alternativ zur simplen Pegelverstärkung ist natürlich auch eine Kompression des Seitensignals denkbar. Der Kompressor oder Limiter darf dabei ruhig mit hoher Ratio und schneller Attack zupacken. Besitzt das gewünschte Plugin selbst keine M/S-Funktion, hilft wiederum MSED als De- und Encoder.
Seite verbiegen
Die dritte auf M/S basierende Technik nutzt den Equalizer für frequenzspezifische Pegelanpassungen im Seitenkanal. Da Breite eher mit Höhen als mit Bässen in Verbindung gebracht wird, kann ein leichter High-Shelf einen effektiven Beitrag leisten.
Die Macht des Delays
Wie werden Gitarren breit und fett? Durch Doppeln! Der Trick aus dem Mixdown gelingt mit etwas Glück auch in der Summe. Verzögern wir einen Kanal um Bruchteile von Millisekunden entsteht der selbe Effekt wie beim künstlichen Doppeln (ADT). Am besten und ohne allzu viele Nebenwirkungen funktioniert diese Methode, wenn nur einzelne Frequenzbänder im oberen Bereich verzögert werden.
Mono nach Stereo
Ist ein Song vollständig Mono und damit ohne abweichende Seiten-Informationen, versagen die herkömmlichen M/S Techniken. In diesem Fall greifen wir zu Spezialtools, die frequenzspezifisches Panning, Delay oder Phase Shifting vornehmen. Neben sehr brauchbaren DAW-Internen Plugins gibt es hierfür:
- Waves PS22 – frequenzspezifische Panoramaverteilung
- Voxengo Stereo Touch – frequenzspezifische Delays
- Nugen Stereoizer – geheimnisvolle Formeln
- Ozone Imager Stereoize – nutzt „Stereo Synthese“
- PSP Stereopack – freie Plugins für jeden Zweck
Unglaubliche Ergebnisse bleiben dabei naturgemäß aus. Es klingt anders, etwas breiter und interessanter, kommt jedoch nie an eine von Grund auf in Stereo erstellte Mischung heran.
Anmerkungen
Die Stereobasis einer Mischung lässt sich nur in engen Grenzen erweitern. Ist das Ausgangsmaterial nahezu Mono, sind gerade M/S Tricks nahzu wirkungslos und drehen wir zu kräftig auf, leidet die Monokompatibilität. Ein steter Blick auf das Vectorscope und eine abschließende Monokontrolle sind obligatorisch.
Entscheidest du dich für eine Multiband-Verbreiterung, lasse am besten den Bassbereich unbearbeitet, oder fahre ihn für einen kompakteren Klang sogar gen Mono. Stereobreite empfinden wir vor allen in höheren Frequenzen ab etwa 5 kHz.
Versuche generell eher sparsam vorzugehen. Ähnlich wie beim Exciter gewöhnt sich das Ohr schnell an den neuen, breiteren Sound und verlangt ein paar Minuten später nach einem weiteren Zuschlag.