Stereobreite

Ein moderner Sound glänzt durch ein aktiv ausgenutztes Panorama und einer hörbaren Stereobreite. Übersetzt man diese schwammige Formulierung in technische Daten erhalten wir für eine Visualisierung etwa folgende Bedingungen:

  • Der Korrelationsgrad strebt gegen +1 und befindet sich im Mittelwert meist um 0,7. Besondere Stellen, Effekte oder Instrumente veranlassen das Meter zu kurzen Ausschlägen in Richtung 0 oder etwas darunter.
  • Das Vectorscope bildet in Polar-Darstellung ein engeres V, ein Goniometer ein langezogenes Oval. Gegenphasige Anteile bleiben auf bestimmte Effekte oder kurze Stellen im Song beschränkt.
  • Die Energieverteilung von Links zu Rechts ist ausgeglichen.
Mastering Stereo Meter Erklärt
Ein Vectorscope mit Polar-Darstellung, Korrelationsgrad und Energieverteilung.

Abweichungen von dieser „Norm“ sind natürlich erlaubt, solang sie nicht in die Extremen gehen.

  • Ist der Song nur Mono, wird er als reiner Strich angezeigt und klingt entsprechend langweilig
  • Ist die Basis zu breit, klingt es Stereo zwar toll, wird jedoch Mono problematisch sein

Sehen ist nicht hören

Die Entscheidung über notwendige Korrekturen sollten wir allerdings nie alleine aufgrund der grafischen Darstellung treffen. Eine scheinbar „langweilige“ Stereobreite kann eventuell genau das Richtige sein und starke gegenläufige Phasen müssen nicht automatisch zu hörbaren Problemen führen. Ein Wechsel von Stereo in Mono hilft diese Fälle zu beurteilen.

Überprüfe die Korrelation, Vectorform und falls möglich auch die Energieverteilung kommerzieller Produktionen und vergleiche das Ergebnis auch mit deinen Songs.

Falls du kein entsprechendes Tool besitzt, eine gute und einfache Freeware für Win/OSx ist Vector oder MSED.

Radio und die Phase

Gehen wir von gängigen Richtlinien der Rund- und Fernsehanstalten aus, sind Phasenwerte unter Null eine Todsünde, auf FM nicht sendefähig. Bei reinen Sprachaufnahmen ist dies verständlich, Sprache minus Sprache ergibt nicht mehr all zu viel. Dennoch wird gerne übertrieben, so dass selbst ein Korrelationsgrad von 0.7 zur Ablehnung führen kann.

Redakteure und Zulieferer greifen daher zu einem Simplen Trick und engen das Panorama vor der Abgabe künstlich ein. Das Messgerät quittiert dieses Bemühen mit einer sauberen Phase – und die Sendetechniker sind glücklich. Dass der Klang dadurch schlechter geworden ist, interessiert zunächst nur wenig.

Klingt ein Song trotz kleiner technischer Auffälligkeiten in Mono und Stereo gut, kann er so bleiben. Kein Radiosender lässt sich deswegen einen Mega Hit entgehen.

Mega Breit und die Phase weit unter Null ...
Mega breit und die Phase weit unter Null …
Der selbe Song mit entsprechender Korrektur. Optisch / technisch erscheint alles super, der Klang ist dennoch eine Katastrophe
Der selbe Song mit entsprechender Korrektur. Optisch / technisch erscheint alles super, der Klang ist dennoch eine Katastrophe

Anzeigen

Je nach Software und nach Geschmack gibt es unterschiedliche Darstellungsarten: Polar Sample, Polar Level und das verbreitete Lissajous. Nimm einfach was dich am meisten anspricht.

Stereo im Wandel der Zeit

Was wir heute als „Standard“ definieren war natürlich nicht immer so. Die ersten Schallplatten erklangen noch Mono, die frühen Gehversuche mit den Möglichkeiten des Stereotons teils äußerst experimental.

Ein gutes Beispiel für den Wandel und auch ungewohnte Klangbilder sind die Beatles. Viele Lieder dieser Band gibt es sowohl in Mono, in einer späteren Stereo-Auflage und teilweise als modernes Remaster von 2009. Hart gepannte Instrumente, der Gesang oder das Schlagzeug nur auf einer Seite ist da schon mal zu hören.

Hast du keine entsprechende Songs in der Plattensammlung findest du sie auf Youtube oder in einem direkten Mono-Stereo-Vergleich. Ein weiterer Vergleich mit unterschiedlichen Versionen, Mixen und Pressungen aus verschiedenen Jahren findest du hier.