Werfen wir zuerst einen Blick in die eigentliche Wirkstätte: die Regie. Dieser Raum ist mit das wichtigste Glied der ganzen Masteringkette, denn wenn er versagt, helfen weder die tollsten Lautsprecher noch das fetteste Equipment und auch die besten Ohren versagen. Wer es wirklich ernst meint, steckt das meiste Geld nicht in tolle Technik, sondern in eine perfekte Raumakustik.
Ein guter Klang ist nicht nur das Ergebnis von gutem Audio-Equipment, sondern hängt ebenso von den akustischen Gegebenheiten des Raumes ab.
Andreas Friesecke
Eigenschaften einer Regie
Banal gesehen gehorcht auch ein Mastering-Studio den Gesetzen der Physik und wird grundsätzlich wie eine ordinäre Studioregie behandelt.
Der Raum sollte eine Mindestfläche von 25 Quadratmetern und eine Deckenhöhe von 3-4 Metern aufweisen. Dadurch treffen die ersten Reflexionen nicht zu früh (20ms und später) und vor allem nicht zu laut am Abhörplatz ein. Eine Pegelreduktion von 12 bis 15 dB ist hierbei ein guter Wert. Zu viel führt hingegen zu einer sehr trockenen und unnatürlichen Abhörumgebung.
Verfügt der Raum über parallele Wände (wie die meisten Räume dieser Welt), besteht die Gefahr von Flatterechos. Besser sind leicht schräge Wände, die Reflexionen nicht direkt zurückwerfen, sondern wild im Raum verteilen. Alternativ lässt sich eine starke Dämpfung auch mit Absorbern und Diffusoren erreichen.
Ohne Entkopplung von der Außenwelt entstehen zwei weitere Probleme: Erst beschwert sich unser Nachbar über uns, weil wir zu laut sind. Anschließend beschweren wir uns über ihn, weil er aus Rache nun seinen Laubsauger anwirft oder mit einer Unterlassungsklage droht. Erst mit einer Raum-in-Raum-Konstruktion ist man selbst und die Außenwelt gut vor störendem Lärm geschützt.
Raum-in-Raum hilft gegen ungeliebten Schall von außen, jedoch nicht gegen interne Störquellen. Für eine angenehme und brauchbare Arbeitsatmosphäre benötigen Studios einen niedrigen Innengeräuschpegel (NC-Bewertung). Laute Geräte wie PCs und Klimaanlagen verschwinden in einem separaten Maschinenraum oder werden durch entsprechende Maßnahmen zum Schweigen gebracht. Optimierte Komponenten und Wasserkühlungen bewirken hier wahre Wunder.
Ein weiterer Aspekt ist die Nachhallzeit, alle Frequenzen sollten hier möglichst homogen abfallen. Nimmt man eine typische RT60 Messung, liegt ein geeigneter Wert für eine 25 qm Regie um 250 Millisekunden.
Und als ob das noch nicht alles wäre, plagen uns am Abhörplatz gerne Resonanzen und Raummoden. Gerade im Bassbereich kann dies deutlich hörbar sein, wenn beim Gang durch den Raum bestimmte Töne lauter und leiser werden. Auch hier hilft nur Berechnung und der Einsatz von Absorbern.
Fazit
Manche Studios sehen eher langweilig aus, manche wie eine normale Regie oder sind klein wie eine Abstellkammer, es gibt aber auch Wohnzimmer oder das Cockpit eines Raumschiffs. Die meist aufwändige Berechnung und Optimierung ist oft nur bedingt sichtbar.
Um ein Studio akustisch perfekt zu gestalten, können schnell fünf- bis sechsstellige Beträge fällig werden. Der betriebene Aufwand geht sogar so weit, dass einzelne Räume oder gar komplette Häuser freischwingend auf Federn gelagert werden, um auch tiefste Vibrationen im Hertzbereich auszuschließen.
Ein derartiger Aufwand ist für das Heim- und Projektstudio natürlich unvorstellbar und zum Glück nicht notwendig. Bereits mit etwas Fachliteratur, einfacher Messtechnik und den passenden Akustikmodulen lässt sich nahezu jeder Raum deutlich im Klangverhalten aufwerten.
Wer die Berechnungen (sinnvollerweise) lieber anderen überlässt, findet mittlerweile günstige Angebote von Planungsfirmen, die einen natürlich auch gerne mit den passenden Absorbern und Diffusoren ausstatten. Nur kaufen und willkürlich im Raum verteilen, führt wie bei den bekannten Eierkartons entweder zu keiner oder gar noch schlechterer Akustik.