Mastering und Mixdown teilen eine große Gemeinsamkeit: es gibt nicht den einen richtigen Weg zum Ziel. Jeder Song muss in Bezug auf Material und den Urheber sowie im professionellen Umfeld leider auch nach verfügbarer Zeit und Honorar individuell betrachtet werden. Der nachfolgende Ablauf ist daher nur einer von vielen Möglichkeiten.
Nichts übereilen
Kreative Arbeit unter Zeitdruck und Stress führt selten zu guten Ergebnissen. Auch wenn sich dies nie ganz vermeiden lässt, sollte man möglichst entspannt, mit genügend Zeit und ausgeschlafenem Gehör zu Werke gehen. Ein gutes Zeitmanagement ist ebenfalls hilfreich.
Wie lange ein Song oder Album zur Fertigstellung benötigt, hängt von vielen unterschiedlichen Faktoren ab. Angefangen mit der Ausgangsqualität, ob Stem- oder Stereomastering angedacht ist, die Session rein digitale oder auch mit Analoggeräten erfolgen soll und natürlich von den eigenen Fähigkeiten und Erfahrung.
Unter idealen Umständen ist ein Song pro Stunde ein realistisches Ziel, ein komplettes Album entsteht innerhalb eines Tages. Sitz der Kunde in der „Attended Session“ mit dabei, kann man sich auch stundenlang um das Feintuning eines einzelnen Liedes streiten. Plane in jeden Fall genügen Zeit für kreative Pausen und frische Ohren ein.
Gesamtablauf
1. Import
Bevor es los geht, muss das Audiomaterial zuerst in die DAW, sprich auf den Rechner und in die Software gelangen. Während sich digitale Dateien einfach per Drag and Drop importieren lassen, ist der (Zeit-) Aufwand bei analogen Zuspielern weitaus höher.
2. Anhören und Kontrollieren
Anschließend erfolgt der erste Hörkontakt mit dem Material. Mit analytischen Ohren werden die Songs durchleuchtet und auf technische sowie künstlerische Fehler überprüft. Ein Blick auf Peak Meter und andere Messgeräte ergänzen den reinen Klangeindruck.
Wer die vielen kleinen Details und Änderungswünsche schnell vergisst, macht sich schriftliche Notizen zur späteren Erinnerung. Generell gehört eine gute Dokumentation mit zum Handwerk.
3. Technische Bearbeitung
Bevor wir uns künstlerisch austoben, widmen wir uns allen technischen Mängeln. Dies sind etwas Störgeräusche oder ein vorhandener DC-Offset.
4. Klangbearbeitungen
Bei der nachfolgenden Klangbearbeitung kommt es vor allem auf die Vorstellungen und Wünsche des Künstlers sowie die grundlegende Intention des Songs an. Erlaubt ist alles, verboten nichts und solange das Ergebnis am Schluss gefällt, spielen die gewählten Wege und Hilfsmittel keine Rolle. Je nach „Patient“, liegt der Arbeitsaufwand zwischen Kernsanierung und Abstauben.
5. Lautmacherei
Während eine sanfte Kompression noch zur kreativen Klangbearbeitung gehört, benötigen viele kommerzielle Produkte einen weiteren, deutlichen Lautheitsschub nach Oben. Diese Prozedur darf keine weiteren klanglichen Auswirkungen besitzen.
6. Sicherheit
Vertrauen ist gut, Limiter ist besser. Ist die Brickwall nicht bereits im Lautmachtool integriert, wacht ein abschließender Limiter mit Intersample Peak Detection und True Peak Anzeige über alle Pegelspitzen. Pegel über 0 dBTP sind ein technisches KO.
7. Dither
„To Dither, or not to Dither“, ist beim Mastering keine Frage, sondern eine obligatorische und logische Folge. Wird das Material auf 24 Bit oder geringer Exportiert, gehört dieses kleine Tool immer in den letzten Slot der Effektkette.
8. Export und Kontrolle
Ob Rendern, Bouncen oder Exportieren, nach diesem Schritt wird das fertige Material mit allen Sinnen überprüft. Wer will schon freiwillig für Millionen verhunzter CDs verantwortlich sein?