EQ Knigge
Generell ist Mastering eine zarte Angelegenheit, in der wir zur Klangoptimierung bedächtige, breitbandige Veränderungen vornehmen – außer wir müssen Gewalt anwenden. Solange es dem Song gut tut, ist alles erlaubt und bedingt dies mehr als 2-3 dB Gain, dann soll es so sein. Gerade bei der chirurgische Entfernung von störenden Signalanteilen kommen wir ohne schmalbandige und starke Dämpfung kaum aus.
Denke bei allen Eingriffen an die Yin und Yang Effekte: klingt etwas „muffig“ kann ein Boost in den Höhen oder ein Cut in den tieferen Regionen die Lösung sein. Gleichzeitig tritt mit der Verbesserung bestimmt auch eine ungewollte Veränderung in einem anderen Bereich ein. Ob es danach wirklich besser ist, entscheidet ein A/B Vergleich bei angepasster Lautheit.
Sweeping
Etwas klingt nicht wie es sein soll, aber du weist nicht genau was? Wie auch beim Mixdown in den Einzelspuren hilft eventuell das Sweeping in der Summe. Ein starker Boost (10 dB und mehr), eine engere Kurve (Q > 1) und dann ab damit durch’s Spektrum. Wo es besonders komisch klingt oder regelrecht ins Ohr hüpft, liegt vermutlich eine Problemfrequenz die unsere Aufmerksamkeit benötigt.
Frequenzbereiche
Theoretisch kann alles zwischen 20 und 20.000 Hertz in jeglicher Breite und Stärke eine Bearbeitung wert sein. Mit spätestens sechs Bändern sollte jedoch das Gröbste erledigt sein:
- EQ Band 1: Luftigkeit und Lautheit schaffen. Tiefbässe mit Cut oder Shelf unterhalb von 50 Hz dämpfen
- EQ Band 2: Bässe erleben mit eingeschränkter Breite im Seitenkanal eine erhöhte Definition
- EQ Band 3 und 4: Betonung der Stimme durch einen Mitten-EQ im Grundton- und Präsenzbereich
- EQ Band 5: Mehr Präsenz. Im Bereich um 4 kHz hilft eine sanfte Anhebung um dumpfen und muffigen Sound zu kompensieren.
- EQ Band 6: Wärme dank Höhendämpfung. Ein High Cut oder High Shelf emuliert den Höhenverlust analoger Geräte. Der „Roll Off“ beginnt je nach belieben zwischen 14 und 16 kHz.
Weitere Ideen
Führt der normale Equalizer nicht zum Ziel, helfen vielleicht dynamische EQs, eine Multiband Kompression, ein Exciter, Verzerrung oder eine Mischung aus mehreren dieser Effekte. Zudem dürfen die Frequenzbearbeitungen über den Song hinweg gerne automatisiert werden, um nur unterstützend an gewissen Stellen einzugreifen oder die Dramaturgie zu betonen.