Eine plastische Tiefenstaffelung und Räumlichkeit aller Instrumente ist bereits im Mixdown eine herausfordernde Angelegenheit und gelingt nur durch die Kombination verschiedenster, von einander abhängiger Parameter wie Klangcharakter, Hallanteil, Pre-Delay und Dämpfung. Ähnliches selektiv im Mastering zu versuchen, ist zumindest in der zweikanaligen Stereofassung eine nahezu aussichtslose Sache.
Um einen Hall auf der Summe einzusetzen, gibt es viel mehr andere Gründe:
- Fügen wir ausschließlich Ersten Reflexionen hinzu, können diese wie ein Kleister alles enger zusammenschweißen und die Mischung wirkt kompakter. Dies gilt sowohl für einzelne Lieder, als auch für ein komplettes Album. Gerade hier kann ein durchgehender Hall die unterschiedlichen Tracks zu einer homogeneren Masse verbinden.
- Ist der Song zu flach und kommt kaum aus den Lautsprechern, ist eine kleine Brise Hall eventuell der Weg zu mehr Räumlichkeit und Tiefenstaffelung
- Monolastigen Mischungen spendiert die Hall-Engine eine gefühlte Stereobreite. Soll ein Stereotrack noch weiter aufgeblasen werden, kann zusätzlicher Hall auf dem Seitenkanal dazu beitragen.
- Filtern wir sehr schmalbandig, können sogar bestimmte Instrumente gezielt verhallt werden. Dies hilft beispielsweise um den Leadgesang in der Tiefe zu positionieren. M/S Modus an, Mitte auswählen, Filter auf den Stimmbereich setzen und mit PreDelay und Early Reflexions die Position bestimmen.
Trotz dieser Möglichkeiten, kommt ein Reverb in der Praxis nur äußerst selten zum Einsatz. In 90% aller Fälle macht es sich sogar negativ bemerkbar oder andere Tools funktionieren deutlich besser. So gesteht auch Engineer Tarekith von den InnerPortalStudios:
In ten years of mastering, never once used reverb on someone’s track
Tarekith von den InnerPortalStudios
Einstellungen
Grundsätzlich gibt es keinen speziellen „Mastering Hall“, jedes hochwertige Plugin inklusive dem Faltungshall eignet sich bestens. Für eine unauffällige Wirkung verwenden wir eher dumpfe Hallräume mit kurzen Decays, die nur zu einem sehr geringen Teil beigemischt werden. Nimmst du den Hall als solchen deutlich wahr, ist es schon zu viel. Eine Filterung der Bässe und der Verzicht auf den Nachhall erhöhen zusätzlich die Transparenz. Das PreDelay orientiert sich stark gegen Null Millisekunden.