Wärme? Definition? Ein zu nasaler Klang oder dumpfes Wummern? In der Tontechnik verwenden wir gerne subjektive und beschreibende Begriffe, um technische Frequenzen in musikalisch-kreative Worte zu übersetzen. Dieser Ansatz hilft gerade Anfängern sich innerhalb der unendlich vielen Möglichkeiten des EQings besser zurecht zu finden. Da das persönliche Empfinden und auch die „Lehrbuchmeinungen“ teilweise sehr unterschiedlich liegen, ist die nachfolgende Auflistung nur ein grober, aber hoffentlich hilfreicher Wink mit dem Zaunpfahl.
Subsonic 0-40 Hz
Wenn aus Hören Fühlen wird, befinden wir uns beim Infraschall und damit in einem Grenzbereich der Tontechnik. Was als Special Effekt im Kino Gänsehaut verursacht, benötigt spezielle Subwoofer und befindet sich selten außerhalb professioneller Hörumgebungen. Selbst hochwertigen Musik- und Home Cinema Systemen sind nur mühsam Frequenzen unterhalb von 60 oder gar 20 Hertz zu entlocken.
Mit einem Blick auf den möglichen musikalischen Inhalt, ist dieses Limit jedoch kein Beinbruch. Was wir hier vorfinden, sind überwiegend tieffrequente Störungen und unerwünschtes Rumpeln, das als unnötiger Ballast über einen High-Pass entsorgt werden sollte. Außer dem Sub-Subkontra C mit 8.2 Hz der Sidney Town Hall Orgel, einem Subkontra C (16,35 Hz) des Bösendorfer Flügels und manchem Synthesizer Sounds (z.B. die 808 Kick) verirrt sich kein (natürliches) Instrument in solch eine tiefe Tonlage.
Das Bass Fundament 40 – 120 Hz
Über den Filmeffekten und experimentellen Elektrobeats beginnt die Welt der Nutzfrequenzen ab etwa 40 Hertz. Hier finden wir die Grundtöne unserer Bassinstrumente, zum Beispiel die offen gespielte E Saite an der Bassgitarre mit 42.2 Hz oder eine tief gestimmte Kick mit 60 Hz.
Tummeln sich zu viele Instrumente in diesem sehr schmalen Frequenzbereich, leidet darunter die Intonation und der Sound wirkt dumpf und undurchsichtig. Gezielte Frequenz- und Dynamikbehandlungen können das Problem abschwächen, überzeugen jedoch selten gegenüber einer Fehlerbehebung im Mixdown.
Ein weiteres, oft gehörtes Problem, ist die Kombination von bassenthusiastischen Mischern gepaart mit suboptimalen Monitorsystemen. Was in ihrem Studio ordentlich drückt und schiebt, entpuppt sich unter perfekten Abhörbedingungen als zu laute, überbetonte Masse, die dem Rest die Show stiehlt.
Grundtöne und Untere Mitten 80-400 Hz
Überlappend mit dem Bass Fundament, finden wir zwischen 80 und 200 Hertz die Grundtöne der meisten Instrumente. Hier sind die tiefen Töne der E-Gitarre (82 Hz) zu Hause, beginnt die menschliche Sprache oder die Geige, deren G-Saite mit 196 Hertz daher schwingt.
Da in diesem Bereich sehr viel erklingen möchte, der schnell zu einem undefiniertem Mulm verkommt, sind bereits beim Mixdown starke Einschränkungen und ein gutes Arrangement zwischen den Instrumenten von Nöten. Fehlt es dem Song hingegen an Wärme und Grundcharakter oder wirkt er arg dünn, können wir durch breitbandige Anpassungen das Klangbild verbessern.
Mitten und obere Mitten 400 – 5k Hz
Wird der Klang nasal, etwas harsch oder sticht zu sehr ins Ohr, befinden wir uns im sensibelsten Hörbereich des Menschens. Neben den letzten Grundtönen liegen hier vor allem harmonische Obertöne, die den eigentlichen Klang der Instrumente definieren.
Gerade Frequenzen breitbandig um 3 Kilohertz entscheiden, ob etwas im Mix untergeht, sich gut durchsetzt (Präsenz) oder zu schrill aus der Masse heraus sticht und damit unangenehm wird. Mastering korrigiert hier oft eine falsche Einschätzung der spektralen Balance, die aufgrund gängiger Zwei-Wege-Lautsprechern entsteht. Konstruktionsbedingt liegt der Übergangsbereich von Tief- zu Hochtöner vieler Nahfeldmonitore genau zwischen 2-3 kHz und erschweren die exakte Beurteilung.
Höhen und Air 7 kHz +
Spätestens ab 7 kHz, wenn nicht gar früher, schwindet die Energie der meisten Instrumente rapide. Diese natürliche Eigenschaft ist für aufgemotzte Produktionen denkbar ungeschickt und kann bei einem Mangel an Transparenz, Nähe und Knackigkeit durch einen sanften High Shelf oder eine breitbandige Glockenkurve mit hoher Centerfrequenz optimiert werden. Alternativ und gerade wenn außer „Rauschen“ wenig Informationen vorhanden sind, bieten sich Sättigungseffekte mit neuen Obertönen als optimale Lückenfüller an.
Wenn wir uns verstärkt dem Ende des hörbaren Spektrums zuwenden, gelangen wir zum als „Air“ bekannten Abschnitt. Über 12 kHz verirren sich nur wenige Obertöne, die Solo gehört mehr als Zischen mit perkussiven Informationen erklingen. Dennoch wird dem Air-Band gern eine magische Macht zugesprochen, die Seidigkeit erzeugt.
Höre Musik mit einem Bandpass-Filter. Wie klingen Grundtönte? Was befindet sich alles oberhalb von 7 kHz?