Stereo Mastering
In der klassischen Mastering-Session erhalten fertige Stereomischungen durch geschickte Korrekturen einen noch besseren Klang. Wer sich daran probiert weiß jedoch um die Schwierigkeit des Unterfangens. Die Reduktion auf zwei Spuren verhindert viele der gewohnten Arbeitsweisen aus dem Mixdown.
Möchten wir beispielsweise die Gitarren etwas leiser machen, beeinflusst der sonst übliche griff zum Fader alle Instrumente auf einmal. Wählen wir hingegen den EQ, dämpft dieser zeitgleich andere Signalanteile im selben Frequenzbereich.
Diese Abhängigkeiten werden auch als Yin & Yang Effekte bezeichnet: auf jede positive und gewünschte Änderung erfolgt eine gleich starke negative. Nur mit speziellen „Tricks“ wie der MS-Technik schaffen wir mit Glück vernünftige Kompromisse, aber nur selten Wunder.
Multi Stem
Etwas mehr Möglichkeiten verspricht das Stem-Mastering, das den Mix in mehrere Stereo-Subgruppen aufteilt, die Stems.
In der einfachsten Form ist dies ein Vocal Stem und ein Instrumental Stem, die zusammen abgespielt den kompletten Song ergeben. Größere Projekte können auch aus fünf und mehr Stereo-Spuren bestehen, die sich typischerweise in Schlagzeug, Bass, Gitarren, Gesang und sonstige Instrumente aufteilen.
Damit wird Mastering schon fast zum zweiten Mixdown und erlaubt deutlich einfachere Bearbeitungen. Wo sonst die Stimme aus dem Mitten-Kanal extrahiert und mittels Equalizer lauter gemacht wird, reicht nun ein kleiner Schubs am Fader. Stört sich die Kick mit dem Bass, lässt sich bei entsprechenden Stems auch dieses Problem effektiver beheben.
Ob Stem Mastering eine gute oder schlechte Sache ist, darüber streiten sich die Gemüter. Halten wir die Anzahl der Stems gering, kann das Mastering trotz erhöhter Komplexität davon nur profitieren.
Alternative Mischungen
Als Alternative zu komplexeren Stems haben sich in der Vergangenheit sogenannte Up & Down Mischungen bewährt, allen voran der Vocal Up Mix. Neben dem finalen Mix erstellen wir hier eine zusätzliche Version mit ca. 1 dB mehr Lautstärke auf der Gesangsstimme. Sollte unsere Abhörsituation unzureichend sein, kann sich der Mastering Engineer für die bessere Variante entscheiden.
Theoretisch sind in der gleichen Art jede andere Form an alternativen Mischungen denkbar, etwa ein Mix mit und ohne Summenkompressor oder anderer Effektintensität. Ein kurzes Telefonat im Vorfeld klärt die individuellen Wünsche und Möglichkeiten beider Seiten.