Eine ausreichende und sinnvolle Verkabelung wird bei der Planung vieler Studios leider eher stiefmütterlich behandelt. Nachdem die wichtigsten Fragen wie Akustik und Equipment geklärt sind, wird man alles schon irgendwie verbinden und mit Strom und Netzwerk versorgen können. Oder eben auch nicht …
Strom
Beginnen wir mit der Stromversorgung, die zunächst äußerst langweilig klingt: Stecker in die Dose und schon funktioniert es in 99 % aller Fälle wie gewünscht.
Unpraktisch ist es hingegen, wenn dabei plötzlich die Sicherung fliegt, da die notwendige Dimensionierung unterschätzt wurde und von den Boxen über den PC bis hin zur Klimaanlage alles auf einer Phase angeschlossen wurde. Sauber getrennte Stromkreise mit ausreichend Reserven und Anschlüsse für zukünftige Erweiterungen entschärfen auch das bekannte Mehrfachsteckdose in Mehrfachsteckdose in Mehrfachsteckdose-Massaker, das im schlimmsten Fall zu brennenden Kabeln und Equipment führt, da die Sicherung nicht mehr auslöst.
Um Datenverlust durch Stromausfall oder zerstörtes Equipment dank Überspannungen zu verhindern, gehören alle essenziellen Geräte hinter eine unterbrechungsfreie Stromversorgung (USV) oder ein „Blitzschutz“ im Verteilerkasten eingebaut.
Ob weitere „Spezialhardware“ wie Stromfilter und Power Conditioner notwendig, beziehungsweise überhaupt sinnvoll sind, muss jeder für sich entscheiden.
Ton
Jedes Kabel, jeder Stecker und generell jeder mechanische Übergang im analogen Signalfluss birgt die Gefahr eines möglichen Qualitätsverlusts. Üblicherweise sollten Kabelwege möglichst kurz und symmetrisch ausgeführt sein, unnötige Zwischenpunkte vermieden werden.
Bei der Wahl der passenden Kabel haben wir jedoch die Qual der Wahl. Reicht die Eigenmarke des Musikhauses? Welche der zehn Varianten vom Markenhersteller ist die beste? Oder sollte es lieber ein gehobener und sündhaft teurer „Klangleiter“ sein?
Glaubt man gewissen Quellen und Tests führen teure High-End Kabel von Musicwave, MIT oder Vovox zu merklichen Klangverbesserungen. So sagt beispielsweise Fritz Fey im Studio Magazin „Der Unterschied ist einfach zu gravierend, um mit Standardverkabelung wieder zur Tagesordnung zurückzukehren“. Andere berichten von „deutlich definierten Bassbereichen„, „seidigeren Höhen“ oder „bessere Auflösung und Transparenz im Einschwung„.
Wie viel Wahrheitsgehalt solche Aussagen besitzen und ob solche Kabel für die eigenen Anforderungen erforderlich sind, ist dank Internetversand und 14-Tage Rückgaberecht zum Glück einfach zu überprüfen – falls die Abhöre und restliche Studioumgebung solch feine Nuancen überhaupt abbilden kann.
Eine Frage der Symmetrie
Manch ein Techniker wie Bernie Grundman geht auch Wege abseits gängiger Standards: Sein Studio ist komplett unsymmetrisch verkabelt.
Was im ersten Moment als gravierender Fehler erscheint, macht jedoch Sinn. Ein Blick in das Innenleben der meisten analogen Geräte verrät, dass zwar die Ein- und Ausgänge stets symmetrisch sind, die interne Signalführung jedoch überwiegend unsymmetrisch verläuft. Befinden sich alle Geräte und Effekte räumlich nahe bei einander und ist der Kabelweg sauber geplant, sind Störungen im Signalweg äußerst unwahrscheinlich und die zur Wandlung notwendigen Trafos somit überflüssig. Mit dem Ausbau der selbigen verschwindet ein unnötiger „Qualitätsverminderer“.
Tipps für dein Studio
1. Leiste dir gute Kabel. Diese müssen nicht gleich super teuer sein, aber Wühltischware ist ebenfalls fehl am Platz. Weitere Infos findest du in diesem Artikel.
2. Halte die Kabel so kurz wie möglich. Jeder Meter unnötiger Weg führt unweigerlich zu Einstreuungen, Reflexionen, Abschwächungen, Jitter oder anderen ungewollten Beeinflussungen.
3. Achte bei digitalen Verbindungen auf die richtige Impedanz. Zwar passt auch ein normales Mikrofonkabel an die AES Buchse, korrekt sind jedoch spezielle Kabel mit 110 Ohm. Bei S/P-DIF sollte es ein 75 Ohm Cinchkabel sein.
4. Verbinde all deine Geräte „Phasenrichtig“ mit dem Stromnetz. Gibt es zu diesem Zweck keine eingebaute Kontrollleuchte, kannst du es nach dieser Anleitung versuchen. Dieser Ansatz ist zwar leicht esoterisch, dafür kostenlos durchführbar und wenn’s hilft, warum nicht 😉