Würde man einen Subwoofer rein nach optischen Kriterien aufstellen, dann vermutlich symmetrisch zwischen die beiden Frontlautsprecher, versteckt in einer Ecke oder am besten ganz außer Sicht. Doch was dem Auge gefällt, kann den Ohren gar grausig aufstoßen. Wenn beim Gang durch den Raum der Pegel konstant variiert und am Abhörplatz alles dröhnt, war es definitiv die falsche Position.
Psychologie versus Physik
Rein nach den Erkenntnissen der Hörpsychologie können wir einen Subwoofer beliebig im Raum platzieren und erhalten immer ein optimales Ergebnis. Als Kugelstrahler mit ausschließlich tiefen Frequenzen unterhalb von 80-120 Hz, ist es uns nahezu unmöglich den genauen Standort zu lokalisieren. Der Bass ist unabhängig von seiner Position präsent im Raum und fügt sich harmonisch in den Gesamtklang ein.
Soviel zur grauen Theorie innerhalb einer idealen Hörumgebung. Sobald wir uns im Wohnzimmer oder Studio – und somit in einem geschlossenem Raum befinden, gesellen sich stehende Wellen, die sogenannten Raummoden hinzu. In Abhängigkeit vom Aufstellungsort und der Hörposition können leichte Klangverfärbungen, deutliches Dröhnen oder auch absolute Stille in hundert verschiedenen Frequenzbereichen auftreten. Dabei gilt: je kleiner der Raum (Volumen) und je größer die Nachhallzeit (RT60), desto kritischer die Situation.
Einen ersten groben Hinweis, wo wie was geschehen könnte, liefern uns Berechnungen, die allerdings nur leere, perfekt rechteckige Räume verlässliche simulieren. Wer es genau wissen möchte, muss hingegen zu professioneller Akustiksoftware oder dem Messmikrofon greifen.
Suche und finde
Die in der Praxis beste und einfachste Methode liegt somit fern der Wissenschaft und heißt schlicht: Ausprobieren. Mit einem laufenden Sinussweep oder basslastiger Musik, stellen wir den Subwoofer an unterschiedliche Stellen und überprüfen das Ergebnis am Abhörpunkt, sprich unserem Sofa oder dem eingemessenen Sweetspot.
Um die verfügbaren Möglichkeiten etwas einzuschränken, vermeiden wir alle Positionen direkt an den Wänden oder in den Ecken. Hier führen die unmittelbaren Reflexionen in der Regel zu einer dröhnenden Wiedergabe. Ebenfalls ungeeignet sind Einbauten in Schränken, TV-Möbeln oder, wenn nicht explizit dafür geeignet, der Platz unter dem Sofa.
Tuning
Ist die ideale Position gefunden, können und müssen wir den Subwoofer an das restliche System anpassen. Da er mit großer Wahrscheinlichkeit nicht in einer Linie mit den Frontlautsprechern stehen wird, sind Abweichungen in der Phase, Pegel und Laufzeitunterschiede zu erwarten. Auch hier nutzen wir am besten unser Gehör als Messinstrument und passen diese drei Parameter, sowie die Übergangsfrequenz zu unserer Zufriedenheit an.
Möchte sich kein gutes Ergebnis einstellen, ziehen wir eine weitere Möglichkeit aus unserem Werkzeugkasten: Bassfallen. Diese schlichten Schaumstoffabsorber mit möglichst viel Masse ziehen in den besonders betroffenen Ecken Energie aus den tiefen Frequenzen – mit mehr oder weniger großem Erfolg. Buchstäbliche Wunder treten meist erst nach richtiger Berechnung der vorhandenen Moden und ausreichender Dimensionierung ein, was wiederum schnell großen Engpässen im Geldbeutel führen kann.
Auf die Knie!
Wenn erwachsene Menschen suchend auf dem Boden herum krabbeln, ist entweder die Kontaktlinse herausgefallen oder es wird gerade der angeblich ultimative Tipp zur Positionierung von Basslautsprechern befolgt. Anstatt den Subwoofer mühevoll im Raum zu verschieben, platzieren wir diesen am Abhörplatz und bewegen uns als “menschliches Ortungsgerät” selbst durch die eigenen vier Wände, bis wir den Punkt mit dem besten Klang gefunden haben. Da das Gerät später auf dem Boden steht, muss sich folgerichtig auch unser Kopf auf dieser Höhe befinden, was uns lustig in die Knie zwingt.
Bevor du nun voll motiviert auf dem Fußboden robbend los legst, sollte ich dir vermutlich verraten, dass diese Methode leider völliger Humbug ist. Was in ersten Moment zwar einleuchten klingt, scheitert in der Praxis an einfachen Regeln der Physik. Du hast nun nicht den besten Stellplatz sondern den besten Abhörpunkt gefunden.
Zusammenfassung
Durch die Problematik der Raummoden bei tiefen Frequenzen gibt es leider keine fixe Position oder Empfehlung, die immer funktioniert, wie etwa „stelle den Subwoofer auf 2/5 der Raumlänge auf“. Es hilft allein ausprobieren, verschieben, testen und wieder verschieben bis der perfekte Platz gefunden ist. Die einzelnen Schritte dazu sind:
- Analysiere die Problemzonen des Raumes mit Hilfe eines Online Tools.
- Stelle den Subwoofer an eine mutmaßlich geeignete Position und überprüfe das Ergebnis am Abhörpunkt mit einem geeigneten Signal.
- Bist du zufrieden, justiere die Lautstärke, Phase und ein eventuell notwendiges Delay.
- Solltest du noch etwas Geld übrig haben, bestimme die Nachhallzeit und optimiere den Raum, in dem etwa Bassabsorber in den Ecken installiert werden.
Verfügt dein Woofer über ein automatisches Einmesssystem, kann dies nachträglich unterstützend eingesetzt werden. Je weniger elektronische Entzerrung am Ende notwendig ist, desto besser.