Wie viel Zeit benötigt man für ein gelungenes Mastering? Eine Stunde? Einen Tag? Oder vielleicht auch nur 10 Minuten?
Mit etwas Erfahrung und entsprechender Vorbereitung kann in kurzer Zeit bereits sehr viel erreicht werden. Frei nach Pareto: Wenn „perfektes“ Mastering eine Stunde benötigt erhalten wir 80% Verbesserung bereits nach 10 Minuten.
1. Software
Für unser Vorhaben ist spezielle Mastering-Software wie Steinbergs Wavelab, Adobe Audition oder Logic’s Waveburner völlig unnötig. Jeder moderne Sequenzer der Plugins in den Spuren und der Summe erlaubt ist bereits mehr als tauglich. Wir können somit in der selben Software arbeiten, die bereits zum Mixdown eingesetzt wurde, das spart Zeit.
2. Equalizer
Zu aller erst schnappen wir uns einen universellen EQ mit möglichst vielen Bändern, denn es gibt bestimmt einiges zu verbiegen. Obenrum ein wenig Feenstaub, etwas Gemumpfe unten raus und die Mitten können auch noch eine kleine Korrektur vertragen. Wenn unser Tool noch eine eingebaute M/S Matrix, Phasenlinearität oder Dyamiksektion besitzt, um so besser.
Das genaue was und wie geben der jeweilige Song, unsere Ohren und Klangvorstellungen individuell vor. Es helfen weder Presets noch gibt es besondere Frequenzen die „immer“ funktionieren. Einmal anhören, Mängel korrigieren, fertig. Die ersten in Sekunden eingestellten „groben“ Korrekturen bewirken aufs Ganze gesehen mehr als nachfolgendes stundenlanges Feintuning.
3. Kompressor
Nach der Wellnesskur für Frequenzen kümmern wir uns um eine homogene Lautstärke. Die Wahl der Werkzeuge ist dabei grenzenlos: einfacher Kompressor, Multiband, Sidechaining, Parallel Kompression, oder alles gleichzeitig.
Um uns nicht zu verkünsteln und innerhalb weniger Augenblicke eine Verbesserung zu erzielen, wählen wir bei sanfter Ratio eine nur geringe Gainreduktion, die gleichmäßig über den kompletten Track wirkt.
4. Spezialtools
Nun rücken wir der Summe mit Spezialtools an den Leib. Vielleicht profitiert der Song von einer leichten Stereoverbreitung oder Sättigung in den Höhen? Wenn ja, dann tu es. Die hierzu benötigten 3-4 Parameter sollten innerhalb von Sekunden zu eine, hörbaren Unterschied beitragen.
5. Limiter und Maximizer
Ohne „Lümmeltüte“ sollten wir niemals ein Mastering beenden. Der Limiter oder Maximizer dient uns gleich in zweierlei Hinsicht: zum einen lässt sich damit noch einiges an Lautheit herauskitzeln, zum anderen lässt er kein Signal über 0 dB und vermeidet so gefährliches Clipping. Nachdem der Trend zum Loudnes War zum Glück vorbei ist, sollten diese Tool bei moderatem Processing mit wenigen Klicks ein gutes Ergebnis abliefern.
6. Dither
Dither ist als letzter Schritt vor dem Export nicht nur zwingend notwendig, sondern kann sich ebenfalls klanggestaltend auswirken. Je nach spektraler Verteilung des Rauschens klingt das Ergebnis unterschiedlich, ein schneller Vergleich zwischen den Algorithmen lohnt sich.
7. Fertig
Ist das Projekt entsprechend vorbereitet, lassen sich mit geschulten Ohren und Erfahrung tatsächlich innerhalb von wenigen Minuten die Stärken und Schwächen einer Produktion herauszufinden und diese durch gezielte Eingriffe betonen oder kompensieren.
Jede Bearbeitung darüber hinaus trägt natürlich dazu bei der Perfektion ein bisschen näher zu kommen, kostet aber unverhältnismäßig viel Zeit, und ist gesehen auf das große Ganze meist vernachlässigbar. Je nach Umstand ist es durchaus legitim nur 10 Minuten oder eben 10 Tage mit einem Song zu verbringen.