Golden Ears – technisches Gehörtraining

Gehörtraining, Goldene Ohren? Das ist doch nur für Musiker! Als technischer Tonmensch brauchen wir so etwas nicht … oder vielleicht doch?

Die Antwort lautet ganz klar: Natürlich brauchen wir trainierte Ohren! Ein geschultes Gehör ist die Grundlage für all unsere Tätigkeiten und eine essenzielle Hilfe. Ob Frequenztuning beim Equalizer, feine Nuancen der Kompression, oder im Livebereich die Unabhängigkeit von Analyzern, wenn das Feedback wieder zuschlägt.

Als verantwortungsvoller Tontechniker sind wir zudem auch ein bisschen Musiker. Wir sollten Verstimmungen erkenne, ein Grundwissen über Harmonien besitzen und auch beim Mixdown oder rein technischen Aufgaben ist ein „absolutes“ Gehör durchaus vorteilhaft. Alles in allem, viele gute Gründe noch heute damit anzufangen.

Training

Wie das Wort „Gehörtraining“ bereits vermuten lässt, kommen diese Fähigkeiten leider nicht alleine über Nacht, sondern müssen erlernt werden. Ähnlich wie beim Sport dauert es dabei eine ganze Weile bis wir besser werden und das auch nur, wenn wir regelmäßig „am Ball bleiben“. Als grobe Richtlinie: Übe mindestens alle 2-4 Tage eine viertel bis dreiviertel Stunde, bzw. jeden Tag zumindest ein paar Minuten. Bis die ersten Ergebnisse deutlich werden, kann es jedoch ein paar Wochen dauern.

Software für technisches Training

Während ich im Studium selbst noch mit Dave Moultons „Golden Ears“ auf Audio CD gequält wurde, gibt es mittlerweile zum Glück deutlich schöner und abwechslungsreichere Wege, um sein Gehör auf Vordermann zu bringen.

Technical Ear Training

Kostenlos und eigentlich als Begleitung zum durchaus empfehlenswerten Buch „Audio Production and Critical Listening: Technical Ear Training“ von Jason Corey gedacht, können auf dieser Seite die Auswirkungen von EQ, Kompression und anderen Effekten geübt werden. Das Tool gewinnt zwar keinen Schönheitspreis, funktioniert aber ansonsten sehr gut: Übungsart wählen, MP3/WAV hochladen und los geht es.

Soundgym

Darf es etwas mehr Gamification sein? Dann könnte Soundgym eventuell deinen Lern- und Spieltrieb befriedigen. Leider entfaltet sich das volle Potenzial mit über 20 Übungen erst durch Geldeinwurf, denn nach der ersten Anmeldung können nur die Module dBMaster, PeakKing und PanGirl genutzt werden. Wer sich lieber passiv Wissen aneignen möchte, sollte die ebenfalls vorhandenen knapp 40 Stunden Videos zum Thema Recording, Mixdown und Mastering näher anschauen.

Screenshot vom „PeakKing“

Audio Trainer

Für das mobile EQ- und Feedbacktraining lohnt ein Blick auf die passende benannte „Audio Training EQ and Feedback“ Android-App. Das Upgrade von Rauschen zur Arbeit mit eigenen Sounddateien lässt sich bei Bedarf je eine Stunde lang durch die kurze Einblendung eines Werbevideos freischalten.

StudioEars

Man mische ein bisschen Audio Trainer und ein bisschen Soundgym und schon hat man die StudioEars App, die EQ, Dynamics, Reverb und Rythmus in über 8 Modi trainiert. Die ersten 10 Versuche gibt es umsonst, danach fallen durchaus faire 3 Euro je Monat an. Leider ist es nicht möglich, eigene Lieder in den Übungen zu verwenden.

Mac & iOS

Natürlich gibt es auch in der Apple-Welt ein paar nette Tools, etwa den „Klassiker“ Quiztones, der mittlerweile jedoch von einem Einmalkauf (damals 10 Euro) auf ein Abo umgestellt wurde, den sehr einfachen, dafür auch kostenlosen EQ Trainer, oder etwa EQ-Perfekt, das zumindest optisch einiges hermacht.

Eq Trainer
Die alte Version des EQ-Trainers gibt es leider nicht mehr