Eine typische Arbeitswoche

Was genau macht eigentlich ein Tontechniker? Hätte ich diese Frage am Anfang meiner Berufslaufbahn beantwortet, wäre als Antwort irgend etwas zwischen „der sitzt im Tonstudio und produziert dort tolle Musik“ und „er darf Bands live mischen“ herausgekommen.

Dies ist allerdings nur ein Bruchteil all seiner Möglichkeiten und fast schon eher selten denn alltäglich. Die richtige Antwort lautet: ein bisschen von diesem und ein bisschen von jenem. Viele Tontechniker sind Allrounder und können an unterschiedlichen Positionen eingesetzt werden.

Eine Woche Tontechnik

Eine Woche könnte zum Beispiel so aussehen:

Montag – Offtag Freizeit

Heute ist frei. Klingt komisch, ist aber so, denn schließlich hast du das Wochenende durchgearbeitet und dir einen freien Tag redlich verdient. Das tolle daran: keine überfüllten Geschäfte, spontane Termine wahrnehmen, einfach mal antizyklisch Leben … aber da dein Beruf auch dein Hobby ist, kannst du natürlich nicht die Finger vom Lötkolben lassen und bastelst weiter am Mikrofonverstärker Marke Eigenbau.

Dienstag – Tonasssisten

Das Telefon reißt dich aus dem Schlaf, ein EB-Team braucht dringend einen Tonassistenten. Zusammen mit Kameramann und Redakteur fährst du an den Ort des Geschehens und überträgst per Liveschaltung ein Interview mit einem wichtigen Politiker. Da er kein Ansteckmikrofon möchte, bleibt Dir nur die Möglichkeit über die Angel den Ton einzufangen. Hoffentlich kommst du damit nicht aus Versehen ins Kamerabild ….

Kalender eines Tontechnikers

Mittwoch – Tonstudio

Ein Singer-Songwriter, den du beim letzten Stadtfest live gemischt hast, war von dir so begeistert, dass er dich als Engineer für eine CD-Produktion gebucht hat. Daher geht es heute ins Mietstudio um den jungen Mann mitsamt seiner Gitarre aufzunehmen. Etwas Kaffeeklatsch halten, die Mikrofone aufstellen, ein kurzer Test, aufnehmen, mischen und ein paar Stunden später klingen die neun Songs bereits so, dass man sie direkt auf CD pressen kann.

Donnerstag – Livetechnik

Hauptversammlung einer großen Aktiengesellschaft. Auf deinem Mischpult im Regieraum der Messehalle laufen acht Tischsprechstellen, zwei Rednerpultmikrofone, sechs Handmikrofone für das Publikum, vier Zuspielquellen des Filmkollegen, sowie ein Jingleplayer und Hintergrundmusik zusammen. Nebenbei betreust du die Dolmetscher in ihren Kabinen, programmierst die Sprechstellen und sorgst dafür, dass auch am Presseverteiler ein ordentlicher Pegel herrscht, damit sich die Kollegen vom Fernsehen deinen Ton saugen können. Da behaupte noch einer Konferenzen seinen langweilig!

Freitag – Veranstaltungstechnik

Obwohl das Heavy Metal Festival erst am Samstag ist, heißt es heute schon rauf auf die grüne Wiese und kräftig zugepackt. Zuerst werden die LKW entladen, die Bühne und das Rigg aufgebaut, dann das Material aus den Kisten geholt und schließlich alles an die Alutraversen gehängt und verkabelt. Bis du und deine Kollegen damit fertig sind, ist die Sonne bereits untergegangen und nach einem kurzen Umtrunk verkriechst du dich todmüde direkt in dein Zelt.

Samstag – Rock’n’Roll Front Of House

Nachdem du eine Stunde lang das Brummen auf der Tonanlage gesucht hast und schließlich den Lichtdimmer des Kollegen aus deinem Stromkreis entfernt hast, kannst du endlich die PA einmessen und den FOH konfigurieren. Dann steht auch schon die erste Band zum Soundcheck bereit und du kümmerst dich fleißig darum, dass es nicht nur vor der Bühne beim Publikum, sondern auch das Monitoring auf der Bühne hervorragend klingt. Von den drei Bands, die heute Abend spielen, bringt eine ihren eigenen Techniker mit, so dass du immerhin noch etwas Schlaf findest bevor du bis 6 Uhr morgens alles wieder abbaust und in die LKW verlädst.

Sonntag – Radio

Etwas übermüdet, aber dennoch guter Dinge geht es zur Spätschicht in den örtlichen Radiosender. Als Sendetechniker kümmerst du dich um einen reibungslosen Ablauf des Sendebetriebes, damit alle Pegel stimmen, die richtigen Einspielungen zur richtigen Zeit kommen, behebst kleinere technische Störungen und schnippelst nebenbei einen Beitrag zusammen.

Fazit

Wie du siehst, Langeweile kommt in diesem Beruf garantiert nicht auf, dafür gibt es zu viel Abwechslung und Möglichkeiten. Gerade in den ersten Jahren birgt jeder Tag noch etwas neues, man lernt nie aus und ständig hinzu, schließlich bleibt auch die technische Entwicklung nicht stehen.

Ob du später in allen Bereichen arbeitest oder dich lieber auf einen Teil spezialisierst ist dabei ganz dir überlassen. Festlegen muss man sich in keinem Fall, ein Wechsel von Live ins Studio oder von Theater ins Radio ist später noch möglich, denn die Grundlagen sind immer dieselben.