Wenn hübsche junge Damen im Tonstudio an teuren Mischpulten lächelnd Fader schubsen, hat dies herzlich wenig mit dem Alltag gemeinsam, sondern ist viel mehr Werbepropaganda der Studienanbieter. Aber genau so stellen sich eben viele Interessenten diesen Beruf vor: entspannte, kreative Arbeit an tollem Equipment, Schauspieler und Rockstars geben sich die Klinke in die Hand und man tourt als Mischer mit seiner Lieblingsband durch die Welt.
Dass ein solches „Vergnügen“ nur wenigen Menschen aus der Branche zuteil wird, kommuniziert man hingegen nicht so gerne. Der Großteil der Techniker verdient seine Brötchen fernab der Tonstudios mit körperlich anstrengenden und wenig kreativen Tätigkeiten. Hinzu gesellen sich ungemütliche Arbeitszeiten (oft an Wochenenden und in der Nacht), schlechte Arbeitsbedingungen (12 Stunden und mehr) und Gagen, die von ungelernten „Bandarbeitern“ übertroffen werden.
Schuld an diesen Zuständen sind unter anderem fehlende Berufsverbände, mangelndes Qualitätsbewusstsein der Auftraggeber und ein Überschuss an willigen Technikern, die jeden Job zu jedem Preis annehmen. Anfangs in der Hoffnung irgendwann den Durchbruch zu schaffen, später weil sie dazu gezwungen sind, sich und ihre Familien zu ernähren.
So ist es nicht verwunderlich, wenn viele nach ein paar Jahren das Handtuch werfen und einen anderen, anerkannten Beruf mit tariflicher Vergütung und festen Arbeitszeiten erlernen.
Daher …
Wenn du dich heute für eine professionelle Karriere im Tonbereich entscheidest, sei nicht blauäugig und vertraue allein auf die Werbeversprechen und Jobbeschreibungen. Mache zwei, drei Praktika in verschiedenen Bereichen, oft tritt danach eine gesunde Ernüchterung ein und andere Tätigkeiten erscheinen gar nicht mehr so schlecht.
Lässt du dich davon nicht abschrecken, sammle schon während der Ausbildung “Connections”, erstelle umwerfende Referenzen in Form von praktischen Studienarbeiten und arbeite wenn möglich als Praktikant oder bezahlte Fachkraft. Damit erhöhen sich die Chancen direkt nach dem Abschluss eine Anstellung oder entsprechende Aufträge als Selbstständiger zu bekommen. Das bestandene Studium allein bietet keine Jobgarantie.