Der eine macht’s, der andere nicht, viele wissen gar nicht so genau was sie da eigentlich machen und angeblich soll das ganze auch gar nicht so gut sein … Normalisieren. Grund genug diese „mystische“ Funktion etwas näher zu beleuchten.
Peak Normalizing
Die Standardfunktion „Normalisieren“ entspricht einem automatischen Verstärker, der die gesamte Wellenform schlicht lauter oder leiser macht – wie mit einem Fader oder Gain-Poti. Welche Pegelanpassung dabei tatsächlich ausgeführt wird, hängt jedoch von zwei Bedingungen ab:
- Wie hoch ist der größte Amplitudenwert der Wellenform und
- Welchen Maximalwert soll diese Pegelspitze anschließend erreichen
Zu diesem Zweck durchsucht ein Algorithmus zunächst das gesamte Musiksignal und bestimmt die Stelle mit dem höchsten Amplitudenwert. Die Differenz zum gewünschten Zielwert ist die ausgeführte Gainanpassung.
Als Nutzer können wir üblicherweise einen beliebigen Zielwert zwischen 0 und -∞ dBFS definieren, erlaubt das Plugin hingegen keine Eingabe, wird die Wellenform automatisch auf 0 dBFS angepasst. In diesem Fall erhält unsere Audiodatei den maximal möglichen Arbeitspegel ohne zu verzerren.
How To
- Wähle die komplette Audiodatei oder markiere nur einen Teilbereich der Wellenform den du bearbeiten möchtest
- Aktiviere die Funktion „Normalisieren“ und setzte, falls möglich, den gewünschten maximalen Ausgangspegel fest
- Bestätige die Eingabe und der Rest erfolgt automatisch
Wann und wie Normalisieren?
Eine ordentliche Arbeitsweise und moderne DAW vorausgesetzt ist Normalisieren nur in seltenen Fällen notwendig, dann erspart uns dieser automatisierte Prozess jedoch viel Zeit und Stress.
- Hast Du bei der Aufnahme sicherheitshalber 20 dB Headroom gelassen, kannst du diesen unnötigen „Ballast“ im Sequenzer mit einem Klick loswerden und perfekt „eingepegelt“ weiterarbeiten. Natürlich ziehst du dabei auch das Rauschen und alle leisen Nebengeräusche mit nach oben.
- Importierst du Files mit jeweils unterschiedlichen Spitzenpegeln, beispielsweise zwischen -3 und -20 dB, bringt sie Peak Normalizing alle auf den selben Maximalpegel. Dies erleichtert den Umgang mit pegelabhängigen Effekten wie Limitern und Kompressoren, da der Threshold konstant im Signal bleibt.
- Auch beim Mastering wird nicht jede Mischung mit dem gleichen Spitzenpegel angeliefert. Eine Peak Normalisierung hilft die tatsächliche Lautheit besser einzuschätzen und weitere Bearbeitungen auszuführen.
- Möchtest du nach analogem Vorbild auf jeder Datei einen Headroom, kannst du sie alle auf zum Beispiel -10 dB Normalisieren und hast so Reserven für EQ und andere Effekte.
Was Normalisieren nicht ist
Peak Normalizing ist eine simple, direkt in die Wellenform berechnete Pegelanpassung und besitzt keinerlei Gemeinsamkeiten mit Kompression oder einer anderen Form der Dynamikbearbeitung. Ein Griff an den Fader, die globale Hüllkurve oder ein Gain Plugin besitzen die gleichen Auswirkungen. Diese bedeutet ebenfalls, dass Normalizing weder besonders böse noch schädlich ist. Natürlich wird wie bei jeder Bearbeitung und Pegeländerung wird auch hier eine Requantisierung veranlasst, mit all ihren üblicherweise unhörbaren Folgen.
RMS und Loudness Normalisierung
Neben dem hier vorgestellten Peak Normalizing gibt es auch andere Verfahren, die sich nicht am technischen Maximalpegel (TruePeak) orientieren, sondern an der Lautheit. Dies kennen wir zum Beispiel aus iTunes und anderen Musikplayer, bzw. den Musikportalen wie Spotify, die versuchen jeden Song möglichst gleich laut abzuspielen. Die passenden Tools und Plugins nennen sich entsprechend RMS- oder Loudness Normalizer. Doch das ist wiederum eine andere Geschichte … du die hier vielleicht auch bald lesen kannst.