VU Meter

Tontechnik wird zwar von den Ohren dominiert, jedoch gibt es viele Momente in denen grafische Helfer notwendig sind. Ohne sie müssten wir den aktuellen Mikrofonpegel erraten und liefen ständig Gefahr zu Übersteuern. Damit gehören Pegelanzeigen und andere Visualisierungen zu sehr wichtigen, wenn auch zugegeben nicht unbedingt spannenden „Effekten“.

Das erste Meter

Auf den ersten Aufnahmegeräten und Mischpulten der Audiopioniere wie Edison oder Berliner können wir vergeblich nach einem richtigen Pegelmessgerät oder wenigstens einer Hilfsanzeige suchen – es gab sie schlicht noch nicht. Tontechniker der ersten Stunde verließen sich allein auf ihr Gehör und ihre Erfahrung, was natürlich selten zu einem technisch perfekten Ergebnis führte. Um wenigstens grobe Hinweise über die Eingangspegel zu erhalten, spendierte man den Geräten später ungenormte Spannungsmesser.

Emil Berliner Phonograph
Emil Berliner am Phonograph – ohne Pegelmessgeräte

VU Meter

Zu den ersten brauchbaren und standardisierten Hilfsmitteln gehört das bereits 1937 in den Bell Labs entwickelte Volume Units Meter (grobschlächtig Übersetzt: Lautstärke-Einheiten-Messgerät) das einfache Pegelmessungen ermöglicht. 0 VU (= 100 Prozent) entspricht dabei einem Pegel von +4 dBu oder einer internen Spannung von 1.22 Volt. Dies ist der optimale Wert den ein Signal als durchschnittlichen Amplitudenwert besitzen sollte.

Um unerwartete Pegelspitzen abzufangen, ist die Skala um einen Headroom (Übersteuerungs-Reserve), den roten Bereich mit Werten über 100% erweitert. Solange sich das Signal darin befindet, ist es weitgehend frei von Verzerrungen und abgeschnittenen Pegelspitzen (Clipping).

Neben der klassischen Erscheinungsform als Zeigerinstrument, versteckt sich das VU-Meter auch gerne hinter LED-Anzeigen. Genauer gesagt werden sogar die meisten LED-Meter durch eine VU-Schaltung angesteuert, etwa im Mischpult in der Master-Sektion.

Vu Meter Explained
Ein VU Meter mit analogem Zeiger

Schätzeisen

VU-Meter sind auch heute noch die dominierenden Anzeigen bei Hardwaregeräten. Diese Verbreitung ist allerdings eher den günstigen Komponenten, denn einem professionellem Nutzen zuzuschreiben. Eine einfacher Bausatz mit 12 Leuchtdioden kostet nur wenige Euro, bei entsprechender Massenfertigung entsprechend deutlich weniger.

Um „von 0 auf 100“ zu kommen, benötigt die Nadel oder LED-Kette 300 Millisekunden bis ein korrekter Wert anzeigt wird. Diese „Reaktionszeit“, auch Integrationszeit oder Anstiegszeit genannt, ist viel zu langsam um einen zuverlässigen technischen Pegel zu ermitteln. Bis wir sehen was passiert, ist es schon zu spät, um darauf zu reagieren. Aus diesem Grund hat sich VU auch „virtually useless“ als Spitznamen eingefangen.

VU Meter sind nur bedingt für die technische Pegelkontrolle geeignet. Zur Sicherheit sollte stets mit genügend Headroom gearbeitet werden, oder ein Peak Meter (im Master) nachgeschaltet sein.

Abgesehen von diesem Manko, ist ein VU für viele Gelegenheiten durchaus ausreichend oder kann ein genaueres Peak Meter ergänzen. Da die lange Integrationszeit in etwa mit unserem Gehör übereinstimmt, erhalten wir zudem einen Hinweis auf die Lautheit des Signals: Je höher der VU-Wert bei gleichem Spitzenpegel, desto lauter wirkt das eingehende Signal.