Auch wenn viele Gitarren mit einem bereits verbauten Tonabnehmer locken, sind für einen authentischen und vollen Sound klassische Mikrofone weiterhin unersetzlich.
Über die komplette Länge der Gitarre finden wir unterschiedlichste Klangnuancen, die je nach Geschmack zum gewünschten Ergebnis kombiniert werden können: Wärme, Grundtöne und Bässe am Korpus und zunehmende Obertöne und Saitengeräusche am Griffbrett Richtung Kopf.
Ein Mikrofon
Eine gute Ausgangsbasis für ein einzelnes Mikrofon ist der Bereich rund um den 12. Bund. Hier erstrahlt das Klangbild in einer ausgewogenen Mischung und lässt sich durch Neigung gen Korpus weiter anpassen. Als Abstand wählen wir mindestens 15 cm, wenn es die Raumakustik zulässt gerne 30 cm und mehr.
Ob wir das Mikrofon frontal, seitlich Richtung Hals versetzt oder lieber über der Gitarre positionieren, ist reine Geschmackssache beziehungsweise situationsbedingt abzuwägen. In jedem Fall sollten wir den direkten, dröhnenden „on-axis“ Bereich vor dem Schallloch vermeiden.
Video- und Audiobeispiele
Was man alles mit einem Mikrofon machen kann und wie es in der Praxis funktioniert und klingt, siehst Du in den folgenden Videos
Setup mit drei verschiedenen Mikrofonen inklusive Klangbearbeitung
Fünf verschiedene Neumann-Mikrofone im Vergleich
Zwei Mikrofone
Für ein vollständiges Klangspektrum ergänzen wir die bereits bekannte Position am 12. Bund um ein weiteres Mikrofon. Je nach Klangidee nimmt dieses entweder den Bauch der Gitarre unterhalb des Stegs und damit Mitten und tiefe Mitten ab, oder gen Hals und linker Hand gerichtet verstärkt die Obertöne, Saiten- und Griffgeräusche. Der Aufbau gleicht dabei einer klassischen XY- oder AB-Mikrofonierung, ohne dabei eine echte Stereophonie zu sein.
Stereo
Soll die Gitarre als Soloinstrument in ihrer vollen Pracht erklingen oder vorhandene Lücken im Arrangement füllen, kommen klassische Stereoverfahren wie XY, AB, oder ORTF zum Zuge. Die Abstände zum Instrument nehmen zu und eventuell ergänzen wir die Aufnahme durch zusätzliche Raummikrofone.
Eine besonders praktische Variante ist die Mitte-Seite-Mikrofonierung. Die Mono-Mitte erzeugen wir entsprechend der Einzelmikrofonierung mit einer Niere beim 12. Bund und ergänzen den Aufbau um eine Acht. Durch die korrekte Decodierung können wir anschließend beliebig zwischen einem Mono- und Stereosignal überblenden.
Klangbeispiele Stereoaufnahme
Klangbeispiele AB und XY
Verschiedene Stereoverfahren
Clip On
Im Livebereich oder bei sehr „ortsdynamischen“ Gitarristen können Clip-Mikrofone und Körperschallwandler eine rettende Idee sein. Fest am Korpus der Gitarre verschraubt oder vorsichtig aufgeklebt, bleibt der Abstand stets konstant und vermindert durch die unmittelbare Nähe Übersprechen anderer Instrumente und Feedback.
Auf der Liste der Nachteile ist jedoch eine erhöhte Anfälligkeit für Körperschall, sowie durch die geringe Entfernung (meist unter 15 cm) ein entsprechendes Klangbild zu nennen. Ein ordentlicher Low Cut sowie leichte Schönheitsmaßnahmen am EQ sollten dies adäquat kompensieren.
Mikrofone
Aufgrund des mittleren Schallpegels, den vielen Obertönen und auch nach unten weitreichendem Frequenzumfang sind unter studiobedingungen Kondensatormikrofone die erste Wahl. Soll es natürlich klingen, greifen wir eher zu kleinen Kapseln, dürfen sich ein paar Färbungen auf das Klangbild legen, sind klassische Gesangsmikrofone mit großem Membran vorteilhaft.
In einem dichten Arrangement werden akustische Gitarren im Bereich der Bässe und Mitten jedoch oft stark beschnitten. Eine solo gehörte, extrem breite und fette Aufnahme ist grundsätzlich nett, aber für den Gesamtmix oft unnötig. Ein Kleinkondensator mit Nierencharakter deckt die meisten Anwendungsfälle ausreichend ab.
Live on Stage können Clip-Mikrofone oder bedingt Dynamische eine Alternative sein. Ein SM57, MD 421 oder ähnliches Tool erfasst zumindest die essenziellen Nuancen und mindert dabei Feedback und Übersprechen anderer Instrumente.
Modell | Charakteristik | Bauform | Preis |
Neumann KM 184 | Niere | Kleinkondensator | 1.200 |
Shoeps CMC 6 MK4 | Niere | Kleinkondensator | 1.500 |
Shure PGA81 | Niere | Kleinkondensator | 150 |
Shure SM81 | Niere | Kleinkondensator | 350 |
Rode NT-5 | Niere | Kleinkondensator | 180 |
AKG C 451 | Niere | Kleinkondensator | 230 |
SE Electronics SE7 | Niere | Kleinkondensator | 100 |
DPA d:vote Core 4099 | Superniere | Clipmikro | 520 |
AKG C 411 PP | Acht | Kontaktmikro | 120 |
Wie stark die Klangunterschiede variieren können, hörst du im folgenden Video, in dem mehr als 15 Mikrofone, darunter auch Dynamische direkt verglichen werden.