Erschallt ein Signal aus einem Lautsprecher (einer einzigen, punktförmigen Quelle), stimmt die Lokalisierung mit der gesichteten Schallquelle überein. Sprich, da wo wir es sehen, kommt es tatsächlich her.
Verwenden wir hingegen zwei oder mehr Lautsprecher, die dasselbe Signal zeitgleich wiedergeben, kann sich eine Phantomschallquelle bilden. Wir hören etwas an einer Stelle, an der sich kein ersichtlicher Emitter befindet. Genau in der Mitte am Sweetspot im Stereodreick ist dieser Effekt am intensivsten.

Ein kleiner Selbstversuch:
- Positioniere deine Boxen in optimaler Aufstellung
- Spiele eine Monosignal ab
- Bewege dich auf der Querachse am Sweetspot.
Wann erscheint das Signal zuverlässig aus der virtuellen Mitte, wann verliert sich die Täuschung?
Verändere anschließende die Abstände und Winkel der Lautsprecher. Wie sieht es nun aus?
Stereobasis
Verändern wir das Lautstärkeverhältnis der Boxen, nimmt das Signal jede beliebige Position zwischen den Lautsprechern ein. Dieser Bereich wird auch Stereobasis(breite) genannt.

Details
Bei einer Pegeldifferenz von 0 dB erscheint die Phantomquelle in der Mitte. Erhöhen wir den Pegel der rechten Box, bewegt sich die Quelle entsprechend in diese Richtung. Bei +18 dB ist die maximale Auslenkung erreicht, das Signal scheint nur noch aus der rechten Box zu kommen.

Probiere es selbst
- Nimm ein beliebiges Monosignal (z.B. eine Snare) , und dupliziere es im Sequenzer auf zwei Spuren
- Drehe das Panorama beider Spuren hart auseinander (komplett links und rechts)
Wenn du nun Play drückst, sollte das Signal aus der Phantommitte kommen. (Falls nicht, sitzt du vermutlich nicht ganz im Sweetspot). Verringere mit dem Fader die Lautstärke einer Spur und achte darauf, wohin sich die Lokalisation bewegt.

Hinweis: Später verwenden wir natürlich keine zwei Spuren mehr, sondern arbeiten direkt mit den Panoramareglern – die machen exakt dasselbe.
Lokalisation per Delay
Die Manipulation der Lautstärke ist nicht die einzige Möglichkeit ein Signal innerhalb der Stereobasis anzuordnen. Wie beim natürlichen Hörvorgang können wir Verzögerungen nutzen.
Geben beide Lautsprecher das Signal zeitgleich wieder, erscheint es in der Mitte. Verzögern wir einen Lautsprecher um Bruchteile von Millisekunden, wandert das Signal zur entgegengesetzten Seite. Bei ca. 1.5 ms ist das Maximum erreicht.


Die Macht des Delays
- Dupliziere eine Monospur und lege beide mit dem Panopoti hart auseinander
- Lege auf eine Spur ein Mono-Delay mit 100% Zumischung ohne Feedback
- Variiere die Delayzeit in kleinen Schritten zwischen 0 und 5 Millisekunden
- Schließe die Augen und verfolge die sich bewegende Lokalisation
Hinweis: Die Lokalisation wird beim Mixdown nur selten per Delay vorgenommen, jedoch werden wir noch andere, darauf aufbauende Tricks wie das Doppeln kennenlernen.
Für solche Anwendungen kannst du auch technisches Delays wie das kostenlose Precise Audio Delay von Voxengo verwenden.