EQ Sweeping

Mit seinen drei Grundparametern ist die Arbeitsweise des Equalizers eigentlich leicht zu durchschauen. Doch hilft uns diese Erkenntnis in der Praxis kaum weiter. Welche Frequenz sollen wir auswählen? Wie breit darf die Bearbeitung sein und wie viel dB Gain sind optimal?

Für ein und das selbe Instrument gibt es unendliche Möglichkeiten, die vom persönlichen Geschmack, dem Song, aber vor allem vom Input abhängen. Einmal gefundene gute Settings lassen sich selten auf andere Instrumente anwenden – zwanzig verschiedene Gitarren benötigen zwanzig verschiedene Entzerrungen. Dies zeigt, dass Presets oder Tipps aus der Fachzeitschrift nur grob als Anhaltspunkte zu verstehen sind und nicht als Komplettlösung.

Eq Presets Api
Wenn es doch nur so einfach wäre …

Der Sweep

Eine kleine Hilfe um auffällige Bereiche (positiver oder negativer Art) zu finden, oder sich bei spontaner Ratlosigkeit zu inspirieren, ist das Sweepen. Dahinter verbirgt sich nichts anderes, als das Signal bei starkem Boost mit einem Peak EQ von oben nach unten abzufahren. Eventuell offenbaren sich so sensible Punkte, bei denen eine Bearbeitung sinnvoll ist.

1. Hör dir das Instrument oder den Mix an und merke dir was du daran ändern möchtest.

2. Stelle deinen Equalizer mit hoher Güte (Q>3) auf Peak und booste kräftig um etwa 10 dB. (Je nach Equalizer mal mehr mal weniger)

Sweepen Grundeinstellung

3. Verschiebe nun die Centerfrequenz langsam durch das Spektrum.

Interessante oder seltsame Frequenzen werden dir dabei regelrecht ins Ohr stechen. (Achtung vor zu lauten Pegeln, die dein Gehör oder Abhöre schädigen können!). Hast du den gewünschten Bereich gefunden (z.B. Fingergeräusche an einer Akustikgitarre), gehst du wie folgt vor.

Sweepen Suchen
Sweepen Suchen

5. Ist die Frequenz gut, möchtest du sie bestimmt betonen, vermutlich aber nicht ganz so extrem. Regle Gain etwas herunter und Q auf breite Werte um die Klangveränderung subtiler zu halten.
Weniger Gain und höhere Bandbreiten machen die Betonung musikalischer.

Sweepen Boost

6. Möchtest du hingegen das gefundene entfernen, stelle negativen Gain ein und Q nur so breit wie unbedingt nötig. Dies verhindert, dass zu viel aus dem Signal entfernt wird.

Sweep Cut

7. Generell ergeben Frequenz, Gain und Q immer eine Einheit. Für den besten Sound müssen wir sie in Abhängigkeit von einander nachjustieren.

Problematische Technik

So praktisch und logisch das Sweeping im ersten Moment erscheint, so viele Fallen stellt diese Technik gleichzeitig bereit. Wer planlos ans Werk geht, für den erscheint beinahe jeder Frequenzbereich als interessant oder störend. Besonders fies: nehmen wir einzelne Frequenzen aus dem Signal heraus, ertönen „plötzlich“ neue, wiederum störende Bereich.

In Folge wird oft zu viel und zu stark bearbeitet. Mehr als drei Bänder mit eher vorsichtigeren Einstellungen sollten es beim EQing optimalerweise nicht werden. Ein ständiger Vergleich (z.B. per Bypass) zwischen Original und unserer Bearbeitung kann ebenfalls helfen.