Bauarten

Um Frequenzen zu verbiegen, haben sich Ingenieure vielfältige Möglichkeiten zur Umsetzung ausgedacht. Die Palette reicht von einfachsten Schaltungen bis hin zu hochkomplexen Gebilden und besonderen Ansätzen.

Analog aktiv

Die klassische Hardware ist analog und aktiv aufgebaut. Im Inneren Werkeln jede Menge Kondensatoren, veränderbare Widerstände und Operationsverstärker. Je besser die Qualität der einzelnen Bauteile, desto weniger an Rauschen, Verzerrungen und Phasenprobleme gelangen am Schluss auf den Ausgang.

Wer das beste vom besten möchte, kann durchaus 5.000 Euro für ein Topgerät wie den MASSENBURG GML 8200 ausgeben. Auf der anderen Seite ist mit etwas Geschick am Lötkolben und einem entsprechenden Schaltplan ein durchaus brauchbarer Equalizer auch für wenige Euro einsatzbereit.

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Tube-Tech EQ 1A. Bild: Tube-Tech
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Mini Massive. Bild: Manley

Analog passiv

Im passiven Equalizer erfolgt die eigentliche Klangbearbeitung mit rein passiven Bauelementen, die zunächst nur eine Pegelreduktion ermöglichen. Die verwendeten Schaltungen können dadurch einfach und mit wenigen Bauteilen gestaltet werden. Für den notwendigen Boost sorgt auf Wunsch im zweiten Schritt ein zusätzlicher Verstärker.

Die bekanntesten Geräte wie der SPL Passeq oder Manley Massive Passive schalten alle Frequenzen konstruktionsbedingt nur in festen, gerasterten Schritten. Bei Preisen von mehreren tausend Euro erscheint dies erstaunlich, ist jedoch nicht anders umsetzbar und limitiert die kreative Anwendungen in der Praxis selten.

Massive Passiv Eq
Massive Passiv EQ. Bild: Manley
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SPL Passeq

Digitale Minimum Phase Equalizers

Die meisten digitalen Equalizer sind wie Taschenrechner: auch wenn sich die verschiedenen Modelle in Optik, Funktionalität und Bedienkomfort unterscheiden, sorgen im Hintergrund die selben mathematischen Regeln und Algorithmen für gleichbleibend Resultate.

Um das Verhalten bestimmter analoger Vorbilder nachzubilden oder abweichende Klangbilder zu erzeugen, kann die grundlegende Berechnung um weitere Features ergänzt werden. Zusätzliche Sättigung, individuelle Phasenverläufe, besondere Slopes, ein anderes Q , eine ungenaue Frequenzangabe oder weniger Boost als auf der Oberfläche steht und schon klingt es unterschiedlich.

Slick Eq Vst
Ein normaler Equalizer mit Zusatzfunktionen

Digital Linear

Dank Digitaltechnik lassen sich auf Wunsch auch die Phasenprobleme umgehen. Durch entsprechende Berechnungen inklusive Gesamtverzögerung aller Frequenzen hält der FIR-EQ die Phasenlage und Gruppenlaufzeit selbst bei wildester Anwendung konstant.

Dies freut vor allem Designer von Frequenzweichen, wenn phasenlineare Lautsprecher notwendig sind. Für den kreativen Einsatz in der Musikproduktion ist es (nahezu) unerheblich ob ein normaler oder phasenlinearer EQ seinen Dienst verrichtet.

Eq Linear Waves
Ein EQ mit linearer Phase

Dynamischer EQ

Kombiniert man die Eigenschaften eines Equalizers mit einem Kompressor, ermöglicht dies eine dynamische Bearbeitung der gewünschten Frequenzbereiche. Anstelle fixer Werte für Cut und Boost wird die tatsächliche Verstärkung per Threshold und Ratio variable und in Abhängigkeit vom Eingangssignal bestimmt. Korrekt eingestellt reagiert der Equalizer nur wenn der Schwellwert über- oder unterschritten wird. Dies macht ihn zum idealen Problemlöser, etwa bei Zisch- und S-Lauten oder dynamischen Resonanzen.

Durch zusätzlichen Threshold und Ratio erhalten wir einen dynamischen EQ
Durch zusätzlichen Threshold und Ratio erhalten wir einen dynamischen EQ