Mikro- und Makrodynamik

Dynamik in all ihrer Vielfalt lässt sich für die Audioproduktion in wichtige Bereiche einteilen: die Mikro– und die Makrodynamik.

Makrodynamik

Die Makrodynamik steht für all die typischen Lautstärkeunterschiede denen wir täglich über einen längeren Zeitraum ausgesetzt sind. Bei einem Auto ist dies das leise Schnurren im Leerlauf, welches mit zunehmenden Tempo auf der Autobahn zu einem lauten Dröhnen heran wächst.

In der Musik finden wir Makrodynamik in der Spielweise einzelner Instrumente. Über mehrere Takte bilden die unterschiedlichen Lautstärkevariationen von piano pianissimo – so leise wie möglich, bis forte fortissimo – so laut wie möglich, die Makrodynamik. Alle Instrumente in einem Orchester erzeugen zusammen ebenfalls eine Makrodynamik, die Dramaturgie des Songs. Ein leiser Anfang, ein lauter Mittelteil, ein gemäßigter Übergang und ein umwerfendes Ende.

Dynamik Klassik
Eine Klassikaufnahme. Sehr dynamisch. Ausschnitt über 4 Minuten.
Dynamik Filmmusik
Moderne Filmmusik. Die Dramaturgie durch die ansteigende Lautheit ist gut sichtbar. Ausschnitt über 2 Minuten.

Pop- und Rockproduktionen sind aufgrund der verwendeten Instrumente und gewünschten Klangeigenschaften deutlich weniger dynamisch als etwa Klassik oder Jazz. Dennoch gibt es auch hier Lautstärkeunterschiede in den einzelnen Parts wie Intro, Stophe und Chorus.

Dynamic Rock
Ein Rocksong mit sichtbarem Aufbau. Ausschnitt ca. 3 Minuten.
Dynamik Metal
Dieser Metal-Song verzichtet auf eine ausgeprägte Makrodynamik. Ausschnitt ca. 4 Minuten.

Aufgrund der recht langsamen und meist vorhersehbaren Lautstärkeänderungen lässt sich die Makrodynamik am besten mit dem Fader bearbeiten. Um für einen angenehmen Ausgleich zu sorgen werden leise Passagen im Pegel nach oben geschoben oder Laute reduziert. Automationen im Sequenzer oder gezielte Schnitte mit Gainänderung der Hüllkurve sind ebenfalls geeignete Maßnahmen für ein angenehmes Hörerlebnis.

Mikrodynamik

Engen wir den Beobachtungszeitraum auf Bruchteile von Sekunden ein, erhalten wir Einblick in die Welt der Mikrodynamik. Hier dreht sich alles um Lautstärkeunterschiede zwischen einzelnen Tönen und Klängen, beziehungsweise dem Lautheitsverlauf innerhalb eines Tons.

Mikrodynamik
Einzelne Töne und relevante Dynamikevents liegen teils deutlich unter einer Sekunde

Der Versuch die Mikrodynamik manuell von Hand zu bearbeiten endet in wilden, unkontrollierten und durchaus lustigen Zuckungen. Der Mensch ist für solch schnelle Lautstärkewechsel schlicht zu langsam oder nimmt diese erst gar nicht wahr. Bis der Finger den Fader schiebt, ist das Ereignis längst vorbei. Daher greifen wir auf Kompressoren und andere flinke Dynamiktools zurück, die nahezu in Echtzeit jede Schwankung erfassen.